Nach dem anfänglichen Adrenalin-Kick dominiert die Kälte die Nacht. Stundenlang laufe ich im Waggon im Kreis um mich warmzuhalten, bevor es mir trotz Kälte, Lärm und Rütteln doch irgendwie gelingt etwas die Augen zu schließen.
Keine fünf Minuten dauert es, bis ich den Grenzposten hinter mir habe und im „Niemandsland“ stehe – einem verminten fünf Kilometer breiten Streifen Wüste, der weder Marokko noch Mauretanien gehören will.
Das Laufen im Sand unter der prallen Sonne und mit dem schwerem Rucksack glich einer Höhlenqual. An einem Brunnen las mir ein junger Berber meinen Wunsch von den Augen ab – ich bräuchte ein Kamel!
Palmen stehen auf dem staubtrockenen Boden, dazwischen Lehmhäuser, die farblich nicht vom Boden zu trennen sind, spielende Kinder und Eselskarren. Ich werde an einer Straße ausgesetzt von der es nun direkt in die Wüste geht.
Ich sitze in einem vielleicht acht Quadratmeter großem Raum, der mit zwei Betten, einem halbdefekten Röhrenfernseher und einem Tisch ausgestattet ist. Der Hygienezustand ist katastrophal.
Wie sehr hatte ich das vermisst – eigentlich unkompliziertes Essen, dass man aber doch nicht kochte, wenn man nur eine Person war und lediglich eine miserable Hotelküche zur Verfügung hatte.
Was solls? Ich war nicht über vier Stunden hierher gelaufen, um die Höhle jetzt nicht von Innen zu sehen. Ich packte meine Wersachen in einen Drybag und schwamm wenig später zwischen den an die Felsen peitschenden Wellen des Atlantiks.
Eine der gelben Straßenbahnen kämpfte sich vor mir den Berg hoch. Mein Blick schweifte vom Meer über die Hausdächer zu einem Kuppelbau. Diese Aussicht kam mir bekannt vor – noch gestern Abend hatte ich meinen jetzigen Ausblick auf einem Werbefoto bestaunt.
Der Motor heulte auf als ich das Gefährt langsam in Bewegung setzte. Ich war seit über zwei Monaten kein Auto mehr gefahren und doch fühlte ich so wesentlich wohler. Nun hatte ich die Kontrolle! Wir würden nicht plötzlich …
Ich erzählte von meinen Reiseplänen: „That sounds like it could be a YouTube Video!“. Auf die Frage einer jungen Chinesin, ob als blinder Passagier im Koffer mit nach Hongkong zu fliegen, gegen die Regeln verstoße, musste ich nur schmunzeln.










