Montag 06.05.2024 – Nie wieder Mathe
Morgen steht in Bayern das Abitur an und meine beiden Abi-Schülerinnen wollen vorher noch einmal ihre letzten Stunden nehmen – also ein weiterer Tag mit sechs Nachhilfestunden. Da sich das mit einem eigenen Schreibtisch und WLAN anstelle meines unbeständigen Handy-Hotspots wesentlich angenehmer gestaltet, ziehe ich also am frühen Morgen wieder in das teurere im Stadtzentrum gelegene Hotel. Am Ende der Stunden bleibt mir nichts anderes übrig als den Schülerinnen „Viel Erfolg!“ zu wünschen und ihnen zu versprechen, dass sie sich ab morgen Nachmittag nie wieder mit derartigen Aufgaben herumschlagen müssten – außer sie kämen auf die spontane Idee Mathenachhilfe zu geben. Mit der einen der beiden Schülerin habe ich über 120 Nachhilfeeinheiten gemacht. Wenn man bedenkt, das GoStudent pro Einheit um die 25 Euro kassiert, dann kommen da gewaltige Summen zusammen, die in meine Hilfe investiert wurden – Krass! Die Pausen zwischen den Nachhilfestunden nutze ich um ein bisschen durch die Stadt zu schlendern. In einem kleinen Geschäft, in dem drei Frauen an Nähmaschinen sitzen, lasse ich kurz die nur noch an einem Faden hängende Lasche meines Tagesrucksacks nähen. Einen prägenden Einfluss auf das Stadtbild Mans haben die großen Plakate, die für das neuste Smartphone der Firma „itel“ werben. Das Kameramodul des Top-Smartphones von dem hier sehr verbreiteten mir bisher unbekannten Mobilgerätekonzern mit Sitz in China, ähnelt auffällig stark den Geräten des kalifornischen Apple-Konzerns. In einem Store der Firma finde ich auch ein Tablet. Schon für 130.000 Franc (197,76€) könne ich das iPad-Plagiat erwerben, erzählt mir die Verkäuferin – aber mein Laptop funktioniert ja wieder. Am Abend nutze ich das WLAN um mir den gestiegen Livestream aus dem ICF in Hamburg anzugucken – das war die letzten Woche ohne vernünftiges Internet viel zu kurz gekommen.
Dienstag 07.05.2024 – La Dent de Man
Mit gepackten Sachen laufe ich wieder zurück zum Schlafsaal. Der Nachhilfestress um das Abi wäre nun vorüber – ich habe den ganzen Tag frei. Die Chance möchte ich nutzten um auf den „Dent de Man“ – einen markanten Felsen außerhalb der Stadt zu besteigen. Man ist nämlich für seine 18 Berge, zwischen denen die Stadt liegt, bekannt und gilt als Wanderparadies. Für heute habe ich mir einen achtzehn Kilometer langen Rundweg ausgesucht, der erst auf die Spitze des eben erwähnten „La Dent de Man“ und dann zu einem Wasserfall führt. Dort wo der Wanderweg, die Outskirts der Stadt verlässt, warten bereits geschäftstüchtige Locals auf mich. Ich müsste mir für die Wanderung einen Guide nehmen und dazu noch 2000 Franc (3,04€) „Wegezoll“ bezahlen. Als ich betone, dass ich keinen Guide bräuchte und wolle, steigt der Wegezoll auf 5000 Franc (7,61€) an. Da ich bereits von anderen gehört habe, dass die Locals hier hartnäckig seien, drücke ich einem der Männer einen 2000-Franc-Schein in die Hand und setzte dann zügig meinen Weg fort. Auf einem schmalen Trampelfahrt geht es über Wiesen langsam nach oben. Mit der Zeit wird der Dschungel dichter und das Dickicht links und rechts des Weges überragt mich. Der letzte Kilometer bis auf den Gipfel des Berges ist extrem steil, der vom Regen aufweichte Boden rutschig. Obwohl ein paar Wolken die Sonne verdecken, läuft mir der Schweiß, wie ein Fluss übers Gesicht und tropft dann monoton an meinem Kinn herunter. Ich keuche nur noch vor mich hin, mache alle zwanzig Meter einen Pause – irgendwann muss man doch ganz oben sein. Auf der Spitze des Berges angekommen treffe ich auf eine französische Wandergruppe und ihren Guide. Mein Wasser ist inzwischen leer, mein T-Shirt kann ich auswringen. Immerhin die Aussicht entschädigt einen für die Strapazen – auch wenn meine schweißverschmierte Kamera diese nicht wirklich festhalten kann. Oben auf dem Felsen sitzend erhalte ich Nachrichten von ein paar Schülern „Können wir heute doch noch eine Stunde machen?“ – soviel zu „heute hab ich frei“. Ich setzte meinen Weg also fort, steige wieder von dem Felsen herab und folge dann meiner Navigationsapp auf einem zugewucherten Pfad quer durchs Gestrüpp. Irgendwann endet das Gebüsch und die Sonne kommt wieder zum Vorschein. Ich stehe auf einer brandgerodeten Fläche mitten im Dschungel. Nach weiteren vier Kilometern höre ich leises Plätschern. Erschöpft komme ich an dem Wasserfall, den der Fluss mit reißender Geschwindigkeit hinunterdonnert, an. Ich gönne mir eine kurze Dusche in dem kühlen Wasser bevor ich mich dann an die letzten Kilometer wage. Kaum komme ich ins Dorf, wollen ein paar Männer Geld von mir – der Wasserfall koste extra. Ich ignoriere die Forderung und mache mich schnellen Schrittes an winkenden Kindern vorbei auf den Weg zur Unterkunft. Meine Beine Schmerzen, mein Kopf ebenso. Ein bisschen viel Sonne und Anstrengung? Ein bisschen wenig Wasser? Von letzterem gönne ich mir erst einmal eine eiskalte eineinhalb Liter Flasche. Der körperliche anstrengende Teil des Tages wäre nun durch, jetzt wird nur noch mein Kopf herausgefordert. Drei Stunden sitze ich mit Sichtkontakt zum Funkmast auf dem Boden vor dem Dormitory und gebe Nachhilfe. Mit letzter Kraft schleppe ich mich am Abend zu einem kleinen Restaurant und bestelle mir ein halbes Hähnchen mit Pommes, bevor es früh ins Bett geht.
Mittwoch 08.05.2024 – Durchhänger
Den Vormittag verbringe ich damit meine Wäsche zu waschen – die hat es definitiv nötig. Ich fühle mich schlapp, habe Hals- und Kopfschmerzen und eine laufende Nase. Verantwortlich dafür mache ich den Ventilator, der die ganze Nacht monoton vor sich hin brummend kalte Luft ins Gesicht bläst. Ich möchte dieses Gerät keineswegs missen und doch bin ich der Überzeugung, dass der Ventilator nicht die Optimallösung ist um die tropischen Nächte erträglich zu machen. Auf meinen ausgelaugten Zustand trifft die Nachricht, dass meine Oma im Alter von 91 Jahren verstorben ist. Schon vor ein paar Tagen hatte ihr Gesundheitszustand sich drastisch verschlechtert, die Nachricht kam somit wenig überraschend und doch traf sie mich. Auf der einen Seite trauerte ich und gleichzeitig war ich unglaublich dankbar Oma vor einem Monat nochmal gesehen haben zu dürfen. Wenn man für drei Jahre von Zuhause weg ist, ist es unvermeidbar das auch solche Dinge in der eigenen Abwesenheit passieren – einfach macht es das deswegen aber nicht. Mit der Wäsche bin ich derweil fertig, ich lenke mich also ab, indem ich an meinem Blog schreibe. Gegen Mittag mache ich mich auf den Weg ins Stadtzentrum, esse dort etwas und erkundige mich, von wo die Buschtaxis nach Yamoussoukro fahren. Während man in den letzten Länder einfach das Gare Routière aufgesucht hat, gibt es davon in Man mehr als ich Finger an der Hand habe. Neben den Buschtaxis, gibt es nun nämlich wieder zunehmend private Bus- und Transportunternehmen, die jeweils ihren eigenen Abfahrtsort haben. Man schickt mich von Ort zu Ort, bis ich am Busbahnhof der Firma UTB lande. Hier verkauft man mir für 8000 Franc (12,17€) ein Ticket für den morgigen Bus – um sieben Uhr ist Abfahrt. Anstelle von umgebauten Lieferwagen stehen auf dem Hof des Busbahnhofs richtige Reisebusse, man verspricht mir sogar das der Bus klimatisiert sei. Am Nachmittag soll ich drei Nachhilfestunden geben, von denen allerdings zwei kurzfristig abgesagt werden. Unmotiviert irgendetwas zu tun – wirklich viel zu tun gibt es hier zugegebener Maßen auch nicht – gammle ich in meinen Bett herum, bevor ich mich doch noch einmal aufraffe und zu der ein paar hundert Meter vor meiner Unterkunft gelegenen Strandbar laufe. Für 600 Franc (0,91€) gibt es hier kühles Bier – serviert in großzügigen 0,65 Liter Flaschen.
Donnerstag 09.05.2024 – Geisterstadt
Am frühen Morgen laufe ich zum Busbahnhof und bin hocherfreut als der Bus pünktlich und ohne irgendwelche Zwischenfälle den Busbahnhof verlässt. Ich habe meinen eigenen Sitz, die Klimaanlage funktioniert, auf einem Bildschirm läuft ein französischer Actionfilm. Das einzige was mich quält ist Hunger und darauf folgende Bauchschmerzen, denn als der Bus am Morgen losfuhr hatte noch kein Geschäft offen. Mir an einem der Zwischenstopps, an denen wir halten, etwas zu essen holen, kann ich allerdings auch nicht, denn der Bus hat keine Toilette und von der müsste ich vorher gerne Gebrauch machen. Als wir nach knappen sechs Stunden Fahrt Yamoussoukro, die Hauptstadt der Elfenbeinküste erreichen, mache ich mich also zügig auf die Suche nach einer Bleibe. Yamoussoukro wirkt nahezu gespenstisch: Jede noch so unbefahrene Straße ist vierspurig ausgebaut, anstatt des sonst hektischen afrikanischen Verkehrs fahren allerdings nur im fünf Minutentakt Autos auf den breiten Boulevards. Hat man einmal das Zentrum um den Busbahnhof verlassen, so lassen sich die Leute, denen man auf der Straße begegnet an einer Hand abzählen. Die Bevölkerungsdichte der Geisterstadt liegt bei 293 Einwohnern (Nein, da fehlt keine Null!) pro Quadratkilometer – Zum Vergleich: Meine Heimatstadt Rendsburg zählt 1252 Einwohner / km², die Deutsche Hauptstadt Berlin kommt auf 4.112 Einwohner / m². Nach einem dreißigminütigen Fußmarsch durch die leeren Straßen erreiche ich meine Wunschunterkunft, in der seien allerdings keine Räume mehr frei, erzählt man mir. Ich versuche mein Glück also bei einer Unterkunft nebenan – mit Erfolg. Nach einer knappen Stunde Wartezeit, überreicht man mir den Schlüssel – ich kann endlich meinen Rucksack abstellen, auf Toilette gehen und mich dann meinem knurrenden Magen widmen. In einem Restaurant finde ich Spaghetti Bolognese auf der Speisekarte. Einen weiteren Versuch ist es wert – diesmal hängt zumindest kein Fläggchen mit Maggi-Logo an dem Lokal. Das servierte Gericht lässt sich tatsächlich als „Spaghetti Bolognese“ identifizieren, von der italienischen Delikatesse sind die kalten Nudeln mit parmesanüberstreuter Tomatensoße allerdings noch weit entfernt. Am späten Nachmittag mache ich mich noch einmal auf dem Weg ins Stadtzentrum. In dem Stadtsee direkt vor dem plattenbauähnlichen Präsidentenpalast dösen – nur durch ein hüfthohes Geländer vom Bürgersteig getrennt – eine Handvoll Krokodile vor sich hin – Warum auch nicht? Auf das Abendessen verzichte ich. Die sonst so zahlreichen Stände, die es einem ermöglichen günstig zu Speisen, sind hier weder zahlreich, noch ist ihr Menü diversifiziert. Etwas anderes als gebratenen Fisch – und den kann ich wirklich nicht mehr sehen – gibt es nicht.
Freitag 10.05.2024 – Die größte Kathedrale der Welt
Die morgendliche Auswahl zum Frühstück ist nicht viel größer als, die am vorherigen Abend. Nachdem ich erfolglos alle Krämerladen der Region abgeklappert und weder Schokocreme noch Marmelade bekommen konnte, lasse ich mich zu einem Teller Reis mit Soße überreden. Für 500 Franc (0,76€) packt man sogar einen extra großen Fisch in die Soßenschüssel – guten Appetit! Nach einem ersten Bissen schiebe ich die Soße und den Fisch allerdings direkt auf die Seite – mein ganzer Mund brennt – und vergnüge mich mit dem trockenen Teller Reis. Zurück in der Unterkunft erzählt man mir, dass ich mir eine neue Bleibe suchen müsste, das Zimmer sei für die nächsten Nächte reserviert. Auch in dem Hotel nebenan hat man immer noch kein freies Zimmer – die offenen Türen, durch die ich frisch bezogene Betten sehen, lassen mich daran zweifeln, aber man ist fest überzeugt. Eine weitere Unterkunft hat freie Zimmer, verlangt dafür aber stolze Preise – und sobald ich zu verhandeln versuche deutet man nur auf die Preisliste. Mit meinem Zelt auf den Grünflächen einer der Unterkünfte übernachten darf ich auch nicht – Nein, das sei nicht erlaubt. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen in der Elfenbeinküste wesentlich verschlossener sind, als in den vorherigen Ländern. Der einzige Grund sich mit dem Weißen zu unterhalten, scheint ihm etwas verkaufen zu wollen zu sein – unabhängig ab auf der Straße, in Unterkünften, oder beim Transport. Durch Zufall finde ich am Ende doch noch eine Unterkunft, in der man mir für 5000 Franc ein geräumiges mit Ventilator ausgestattetes Zimmer anbietet. Nachdem ich zwei Nachhilfestunden gegeben habe, mache ich mich auf den Weg zur „Basilika of Our Lady of Peace“. Die Kuppel der am Stadtrand stehenden Kathedrale, die den Guiness Weltrekord für die „Größte Kirche der Welt“ hält, ist schon aus weiter ferne zu sehen. Dennoch dauert es mich eine knappe Stunde, bis ich den riesigen Kirchenbau erreicht hab. Optisch dem im Vatikan stehenden Petersdom nachempfunden, scheint die Kirche hier in erster Linie ein Touristenmagnet zu sein. Ein Besucherzentrum mit überteuertem Restaurant, Souvenirshop und einer nach Hautfarben sortierenden Preisliste, versorgt die knapp 20 Besucher, die sich heute hierhin verirrt haben. Die Außenanlage mit ihrem englisch gepflegten Grünflächen ist hier definitiv einzigartig und auch die Kirche beeindruckt: Unzählige detailreich gestaltete bunte Glasfenster, die riesige Kuppel, die den runden Saal überspannt, ein großer Alter in der Mitte. Zugegebener Maßen, diese Kirche mag die schönste sein, in der ich – und ich habe schon einige Kirchen gesehen – gestanden habe. Sie ist nicht überladen mit übermäßigen Verzierungen und dennoch prunkvoll. Auf meine Frage hin, ob man auch „nach oben“ könne, sucht der Security-Mann erst nach einem englischsprachigen Guide für mich und zeigt mir dann doch einfach die Treppe. Von der Empore aus bekommt man nochmal eine andere Perspektive. Mein Interesse wird durch eine offenstehende Tür geweckt, hinter der es noch weiter nach oben zu gehen scheint. Kalter Beton und Staub lösen die polierten Marmorfliesen ab, mit der Taschenlampe mache ich mir Licht. Wenig später stehe ich im Baukonstrukt zwischen der inneren Kuppelverkleidung und dem Dach – okay, höher geht es dann wohl nicht. Ein an der Wand hängender Bauplan bestätigt mir, dass es tatsächlich keine Treppe gibt, die ganz nach oben auf die Kuppel führt – Schade!
Samstag 11.05.2024 – K(l)ein Geld
Gestern war es mir gelungen in einem Supermarkt im Stadtzentrum Schokocreme aufzutreiben – heute gibt es also fischfreies Frühstück. Am Vormittag laufe ich einmal zum im Zentrum gelegenen Busbahnhof. Die pünkliche Abfahrtzeit und der Komfort des letzten Busses hatten mich überzeugt – ich würde also auch meine nächste Strecke im Reisebus zurücklegen. Gegen Mittag gebe ich eine Nachhilfestunde und versuche danach etwas zu essen zu finden. Die Stände auf der Straße bieten – wie immer – nur Fisch und Reis an, die unzähligen Strand-Bars, die hier die Straßenränder säumen, wirken um die Mittagszeit gespenstisch leer – die Gerichte, die man außen auf der Speisekarte bewirkt, kann man mir nicht anbieten. Nach einer vollen Stunde, die ich Option für Option abfrage, bin ich bereits wieder im Stadtzentrum. Ich hole also etwas beim Bäcker und würde dann gerne im Supermarkt etwas zu trinken kaufen. Problem bei westafrikanischen Supermärkten ist, dass es scheinbar oft an Wechselgeld mangelt. In meinem Portemonnaie steckt allerdings nur noch eine 5000-Franc-Note (7,62€). Während man diese in jedem europäischen Supermarkt ohne Probleme wechseln würde, guckt man mich hier nur ratlos an, als ich damit ein 500 Franc (0,76€) teures Getränk bezahlen will. Entweder ich kaufe zehn Flaschen – oder keine. Insgesamt habe ich während der letzten Tage vier Mal den Supermarkt hier besucht. Dreimal habe ich ihn wieder ohne etwas zu kaufen verlassen, weil ich die Dinge ich mir ausgesucht hatte nicht passend bezahlen konnte und man kein Wechselgeld hatte, das vierte Mal hatte man mir meine 300 Franc (0,46€ – eine Dose Sprite) Wechselgeld einfach unterschlagen. So froh ich jedes Mal bin, wenn ich einen großen Supermarkt entdecke, so genervt und wütend gehe ich jedes Mal auch aus diesem raus. Ich habe sogar das Gefühl, dass es nicht an dem Wechselgeld, sondern der Bereitschaft zu Wechseln scheitert – die Kasse ist oft voll mit Wechselgeld. Es wirkt eher so als wären die Kassierer entweder zu blöd die passenden Scheinen und Münzen zu suchen oder zu faul. Ich verlasse den Supermarkt also ohne das gewünschte Kaltgetränk und mache mich auf den Weg zurück ins Hotel. Egal wo ich frage: Niemand kann mir die 5000 Franc (7,62€) klein machen, ohne das ich beim ihm einen mittleren vierstelligen Betrag ausgebe. Wasser kaufen ist auf diese Weise auch nicht möglich, denn selbst die großen 1,5L-Flaschen kosten nur 500 Franc (0,76€) – ich bleibe also durstig. Als einen weiteren Versuch unternehme sehe ich scheinbar schon so dehydriert aus, dass man mir einfach zwei Beutel Wasser schenkt, denn mit meiner 5000-Franc Note bezahlen kann ich hier auch nicht. Eine paradoxe Welt, in der die „Reichen“ sich nichts leisten können, weil niemand ihr Geld wechseln kann. Zurück im Hotelzimmer kümmere ich mich um meinen Online-Antrag auf das Ghana-Visum – Bürokratie vom Allerfeinsten. Als ich damit fertig bin, ist bereits dunkel und ich lasse den Tag mit einem Bier in einer der Bars ausklingen.
Sonntag 12.05.2024 – Schmerzen
Um 07.30 Uhr verlasse ich Yamoussoukro und mache mich auf den Weg nach Abidjan. Während Yamoussoukro auf dem Papier die offizielle Hauptstadt ist, ist Abidjan der Ort, der wirklich die Fäden in der Hand hält. Mit knapp viereinhalb Millionen Einwohnern beherbergt Abidjan zwanzig Mal so viele Einwohner, wie Yamoussoukro. Dazu befinden sich in der am Meer gelegenen Großstadt alle Botschaften und Ähnliches. Da die Hotelpreise hier exorbitant sind, habe ich mich wieder am couchsurfen versucht und dürfte die nächsten Tage bei einem mitten im Stadtzentrum lebenden Taiwanesen logieren. Seit dem Morgen plagen mich Schmerzen auf der rechten Bauchseite, anfangs denke ich mir nichts dabei – wahrscheinlich habe ich in der Nacht einfach blöd gelegen – doch als die Schmerzen auf dem Weg vom Busbahnhof in die Stadt immer mehr werden, werde ich skeptisch. Ich begehe den Fehler meine Schmerzen zu googeln mit dem Ergebnis „Blinddarm“. Das erste Mal nach sieben Monaten auf Weltreise habe ich das Gefühl ein ernsteres medizinisches Problem zu haben. Glücklicher Weise befindet sich die von der deutschen Botschaft aufgeführte Kooperationsärztin direkt in dem Viertel, in dem auch mein Host lebt, und hat sogar am Sonntag offen – ich statte dieser also einen Besuch ab. Nach einen ersten Abtasten schließt man die Befürchtung „Bilddarm“ direkt aus – meine Schmerzen seinen im Bereich der Leber. Es folgt ein Bluttest, dessen Ergebnis unauffällig ist und morgen solle ich zum Ultraschall wiederkommen. Die medizinische Versorgung in Abidjan, scheint sehr gut zu sein und auch generell wirkt die Großstadt extrem modern: Unzählige gläserne Hochhauskomplexe, digitale Werbeanzeigen, alle Straßen sind geteert, es gibt keine Kreuzung ohne Ampel. Inzwischen ist es kurz nach drei. Da ich weiterhin mit jedem Schritt einen stechenden Schmerz in meinem Oberbauch verspüre beschließe ich mich einfach irgendwo niederzulassen und die drei Stunden bis mein Host nach Hause kommen würde abzuwarten. Weil Sonntag ist, hat allerdings kein Restaurant und kein Supermarkt offen … außer BurgerKing – Die erste Filiale einer westlichen Fast-Food-Kette seit Marokko. Die Menüauswahl ist genauso überteuert, wie man es aus Deutschland kennt, dafür gibt es aber auch in Bezug auf die Restaurantausstattung westlichen Luxus – freies WLAN und Steckdosen. Um 18.00 Uhr laufe ich zu meinem Host, Jackie. In der sechsten Etage eines Plattenbaus, zeigt er mir mein Zimmer mit Panoramablick über die inzwischen bunt glitzernde Stadt. Der gleiche Blick, den die Gäste vom Infinity-Pool auf der Dachterrasse des nebenan liegenden Fünf-Sterne-Hotels haben.
Danke an das „Felix Medical Support Team“, das Felix. mit einer qualifizierten Zweitmeinung unterstützt hat.
Wenn mich mein Mathe-Nachhilfslehrer oben-ohne unterrichtet hätte, hätte ich auch extra-Stunden gebucht 🙂
Die Kamera habe ich in der Regel aus … nur weil das Internet so langsam ist versteht sich 😉