Eigentlich soll, als ich um 15 Uhr zum YMCA komme, gerade Programm stattfinden, doch stattdessen sitzt Paula alleine auf der Terrasse des Jugendzentrums – manchmal kommen einfach keine Kinder.

Hätte man damals meinem zwölfjährigen Ich erzählt, dass ich dieses Mädchen sieben Jahre später in einem kleinen Land irgendwo in Westafrika besuchen würde, während ich gerade einmal um die Erde reise – ich hätte nicht ein Wort geglaubt.

Für mich geht es zügig nach Hause: Die Mücken zerstechen meine nach 25.000 Schritten sowieso schon schmerzenden und der Himmel droht jeden Moment seine Schleusen zu öffnen – ein zweites Mal soll meine Wäsche nicht im Regen hängen.

Es schüttet – aber so richtig! Gemeinsam mit den beiden deutschen Mädels sitze ich im Dormitory und spiele abwechselnd UNO und Stadt, Land, Fluss. Nach einiger Zeit werden wir aber auch hier drinnen nass – das Dach ist undicht.

In der Hoffnung etwas Geld zu sparen, hatte ich also kurzerhand beschlossen – nur auf dem Papier selbstverständlich – nach Abidjan zu ziehen, um das Visum so hoffentlich 90 Euro günstiger in der Botschaft zu bekommen.

Mein Wasser ist inzwischen leer, mein T-Shirt kann ich auswringen. Immerhin die Aussicht entschädigt einen für die Strapazen – auch wenn meine vom Schweiß verschmierte Kamera diese nicht wirklich festhalten kann

Wind peitscht den Regen an meine Fensterscheibe. Es donnert und blitzt. Immer wieder fällt der Strom für einige Minuten aus. Es ist unglaublich laut. Erst als das Gewitter nach drei Stunden abklingt, finde ich irgendwann Schlaf.

Ein schmaler zugewucherter Pfad führt steil in die Tiefe. Vorsichtig klettere ich herunter. Immer wieder gerate ich ins Rutschen, festhalten ist auch keine Option – die Stämme der Bäume haben großen Stacheln.

Nach zwei Stunden Fahrt knallt es auf einmal, der Bus beginnt zu ruckeln und bleibt wenige Meter weiter vollends stehen – unser Reifen ist geplatzt. Zwei Leute beginnen zu arbeiten, zehn weitere Stehen im Kreis mit Händen in den Taschen drumherum – typisch Afrika.

Und nun, nun ist es soweit. Am Donnerstag würde ich nach sechs Monaten auf Weltreise still und heimlich nach Deutschland zurückkehren und hoffentlich dafür sorgen das meinen Eltern ganz schön die Kinnlade runterfällt …