Montag 15.09.2025
Um einen Eindruck der Stadt zu bekommen, wurde mir eine der kostenlosen Stadtführungen empfohlen. Nach dem Frühstück mache ich mich also auf den Weg zum zentralen Platz, dem „Plaza de Armas“, und schließe mich dort einer jungen Venezolanerin in einer leuchtend roten „Free Walking Tour“-Jacke an. Drei Stunden lang führt sie uns entlang der wichtigsten Sehenswürdigkeiten quer durch Santiago und erklärt uns die Geschichte der Metropole. Im Anschluss an die Tour laufe ich zum La Vega Chica. In dem Nebengebäude des großen Marktes, hatte ich gestern einige Kantinen entdeckt, die einfache lokale Mahlzeiten anboten. Knapp zwei Monate lang hatte ich jede Form von Restaurantbesuchen gemieden und ausschließlich selbst gekocht – was bedeutet, dass es meistens Nudeln oder Reis mit Fertig-Tomatensauce gab – nun konnte man endlich wieder preisgünstig außerhalb essen gehen: Für ein Hähnchengericht mit Reis, Salat und einer Vorsuppe zahle ich unter drei Euro. Pünktlich zu einer Nachhilfestunde kehre ich ins Hostel zurück und stelle danach dann noch meinen Blogpost fertig.
Dienstag 16.09.2025
Am Morgen muss ich meine Sachen packen: Ich hatte das Hostel erstmal nur für ein paar Tage gebucht und nun waren für die kommenden Nächte keine Betten mehr frei. Meinen Rucksack stelle ich in den Gepäckraum und laufe dann mit Laura, einer deutschen Solo-Reisenden aus meinem Dormitory, die ebenfalls heute auscheckte, auf den „Cerro San Cristobal“. Von dem direkt neben unserem Hostel gelegenen Hausberg Santiagos hat man die berühmte Aussicht mit der Stadt im Vorder- und den schneebedeckten Anden im Hintergrund – naja, zumindest wenn es einen Blickwinkel geben würde, bei dem weder Bäume noch Stromleitungen einen die Sicht versperren. Wieder zurück setze ich mich für eine Nachhilfestunde in eine der Hängematten auf dem Innenhof des Hostels, checke im Anschluss aus und laufe zu meiner nur drei Blocks entfernten neuen Unterkunft. Hier stelle ich meinen Rucksack ab und gehe dann zum Mittagessen auf den Markt. Am Nachmittag fahre ich mit dem Bus in ein Wohnviertel am äußersten Stadtrand. Dort soll sich ein kleines Geschäft befinden, das sich auf die Reparatur von Outdoor-Ausrüstung spezialisiert hat. Nach zwei Jahren intensiver Nutzung hatten nämlich die Reißverschlüsse meines Zeltes das zeitliche gesegnet – bevor ich wieder in wärmere Gefilde mit mehr Moskitos kam, musste ich diese also unbedingt ersetzen lassen. Auf dem Rückweg in die Stadt vertiefe ich mich bei der Busfahrt so sehr in ein Buch, dass mir gar nicht auffällt, dass ich im falschen Bus sitze. Erst als dieser die Endhaltestelle erreicht und ich nicht im Zentrum, sondern in einem noch abgelegeneren Außenviertel bin, wird mir mein Fehler bewusst und ich versuche verzweifelt mir mithilfe des mir spanisch vorkommenden Busfahrplans einen Weg zurück zu meinem Hostel zu finden.
Mittwoch 17.09.2025
Mein neues Hostel ist keineswegs so cool, wie das vorherige: In dem engen Schlafsaal stehen dicht an dicht Dreierstockbetten, in meinem Schließspind liegen die von einem Schimmelpelz überzogenen Überreste einer Banane, in der Küche gibt es keinen Herd – das hat man davon, wenn man das günstigste Hostel der Stadt bucht! Auf meinem Gaskocher koche ich mir ein paar Eier zum Frühstück und fahre dann zu einer Mall im modernen Teil der Stadt, um mich mit GearAid’s „Tenacious Repair Tape“ zu bevorraten – das ultrastarke Spezialklebeband zur Reparatur vor Outdoorausrüstung ist in Südamerika nämlich gar nicht so einfach zu finden. Grundsätzlich ist Chile das einzige Land auf dem Kontinent, in dem man ohne Probleme an so ziemlich alle Produkte westlicher Marken kommt. Entlang des Río Mapocho, der zurzeit kaum Wasser führt, laufe ich zurück ins historische Zentrum, schlendere durch das Lastarria-Viertel mit seinen hippen Bars und Restaurants und erklimme schließlich den „Cerro Santa Lucía“, dem – neben dem „Cerro San Cristobal“ – zweiten das Stadtbild Santiagos prägenden Hügel. Als ich am Nachmittag ins Hostel zurückkehre, lerne ich auf der Dachterrasse einen jungen Reisenden aus New York kennen. Er ist bereits einen knappen Monat hier und arbeitet schwarz in Restaurants. Etwa 30 US-Dollar verdiene er pro Tag, das reiche zwei Tage für Hostel und Essen. Interessiert höre ich zu. Schon länger dachte auch ich darüber nach, mal wieder vor Ort irgendwo zu arbeiten. Doch mit meinem komfortablen und – verglichen mit den lokalen Löhnen – gut bezahlten Online-Job im Rücken, hatte ich nach Amsterdam nie mehr die Initiative ergriffen, mich wirklich nach einem Job umzusehen.
Donnerstag 18.09.2025
Fiestas Patrias – der chilenische Unabhängigkeitstag wird auch als „Karneval Chiles“ bezeichnet, entsprechend hoch waren meine Erwartungen an den heutigen Tag. Egal in welcher Stadt ich in den vergangenen Wochen war, überall wurde bereits für das Fest dekoriert. Nahezu jeder Autofahrer, mit dem ich mitfuhr, erzählte mir von den großen Feierlichkeiten, die bevorstanden. Da die große Party aber erst am späten Nachmittag steigen soll, verbringe ich den Morgen erst einmal auf der Dachterrasse des Hostels, sitze in der Sonne und schreibe tippe an meinem Blog. Die Geschäfte in den Straßen Santiagos sind fast ausnahmslos geschlossen, selbst auf dem großen Markt stehen heute nur ein paar wenige Stände. Durch die Innenstadt laufe ich in Richtung des „Parque O’Higgins“, wo sich die offizielle Festmeile befinden soll. Doch von dem angekündigten Spektakel ist erstmal nicht viel zu sehen. Erst in der hintersten Ecke finden sich in einem abgesperrten Bereich ein paar Kirmesbuden und ein wenig Trubel. Möglicherweise war ich einfach zu früh! Ich warte noch einige Zeit und mache mich dann auf den Rückweg. Überall sitzen Familien in kleinen Grüppchen vor ihren Häusern und grillen gemeinsam. Als ich einem fliegenden Händler begegne, nutze ich die Chance und probiere das hier verbreitete Getränk „Mote con huesilo“, welches aus gekochten Weizenkörnern, einem getrockneten Pfirsich und Pfirsichsaft besteht. Auch im Hostel sitzen ein paar Locals gemeinsam auf der Dachterrasse und grillen gemeinsam – das scheint heute die typische Aktivität zu sein. Für mich allerdings hatte sich der groß angekündigte Unabhängigkeitstag als ziemlicher Flop herausgestellt.
Freitag 19.09.2025
Meine Zeit in Santiago neigt sich dem Ende. Ich gebe am Morgen noch eine Nachhilfestunde und packe dann meine Sachen. Mit dem Bus fahre ich an den Stadtrand Santiagos, um dort mein Zelt abzuholen, in welches man inzwischen zwei nagelneue Reißverschlüsse eingenäht hatte. Von dort geht es mit zwei weiteren Bussen dann zu der in Richtung „Valparaiso“ führenden Autobahn. Bevor ich an der Raststätte, an welcher mich der letzte Stadtbus abgesetzt hatte, aber meinen Daumen ausstrecke, esse ich noch bei McDonalds zu Mittag und bestelle mir das Sondermenü, welches es diese Woche zum Anlass der Festtage gab. Ich muss keine fünf Minuten warten schon sitze ich auf der Rückbank des Kleinwagens eines jungen Pärchens. Valparaiso ist eine für ihre bunten Häuser und steilen Hänge bekannte Küstenstadt nur etwas mehr als eine Stunde von Santiago entfernt – viele Touristen machten daher einen Tagesausflug dorthin. Bei herrlichsten Frühlingswetter erreichen wir Valparaiso. Das Pärchen nimmt mich noch zu einem über der Stadt gelegenen Aussichtspunkt und setzt mich dann vor der Tür eines Hostels ab. Den ganzen Nachmittag erkunde ich vor dort aus die steilen verwinkelten Gassen der Stadt, sowie ihre farbenfrohe Kolonialarchitektur und genieße schließlich den Sonnenuntergang über den Dächern.
Samstag 20.09.2025
Strömender Regen prasselt auf das Dach des Hostels – von dem gestiegenen Frühlingswetter ist nicht mehr übrig. Schon auf dem Weg zum Bäcker, bei dem ich mir Brötchen zum Frühstück hole, werde ich klatschnass. So, wie geplant, weitertrampen konnte ich bei diesem Wetter nicht – stattdessen schreibe ich also erstmal meinen Blog fertig. Als gegen Mittag das monotone Prasseln des Regens plötzlich verschwindet, packe ich hektisch doch noch meinen Rucksack und checke schnell aus. Mit einem Regionalzug fahre ich ein Stück aus dem dichten urbanen Raum rund um Valparaiso heraus und laufe von der Endhaltestelle der Bahnlinie dann in Richtung Autobahn. Ein Lieferwagen gibt mir einen kurzen Lift, dann stehe ich an der leider nicht sonderlich viel frequentierten Autobahnauffahrt. Eine Stunde stehe ich dort bis schließlich der schwarze SUV einer Familie anhält. Sie sind auf dem Weg in die annähernd 400 Kilometer entfernte Stadt „La Serena“ – es heute so weit zu schaffen, hatte ich nachdem mir der gesamte Vormittag fehlte, nicht mehr geglaubt. Die Sonne ist bereits im Begriff unterzugehen, als wir die Stadt erreichen. Die Stadt zieht sich fast zwanzig Kilometer in die Länge und man lässt mich direkt am Ortseingang raus – Mist! Für das Zentrum und die dort gelegenen Unterkünfte war ich zu weit außerhalb, um irgendwo wildcampen zu können war es schon zu dicht besiedelt. Einen Busfahrplan kann ich nicht ausfindig machen und so bleibt mir nichts anderes übrig als mich im chaotischen Stadtverkehr am Trampen zu versuchen. Tatsächlich hält fast unmittelbar ein Pickup an, der ins Zentrum fährt. Als ich ihm erzähle, dass ich eigentlich gerne in meinem Zelt schlafen würde, bringt er mich sogar bis an die hinter der Stadt gelegenen Tankstelle.
Samstag 20.09.2025
Strömender Regen prasselt auf das Dach des Hostels – von dem gestiegenen Frühlingswetter ist nicht mehr übrig. Schon auf dem Weg zum Bäcker, bei dem ich mir Brötchen zum Frühstück hole, werde ich klatschnass. So, wie geplant, weitertrampen konnte ich bei diesem Wetter nicht – stattdessen schreibe ich also erstmal meinen Blog fertig. Als gegen Mittag das monotone Prasseln des Regens plötzlich verschwindet, packe ich hektisch doch noch meinen Rucksack und checke schnell aus. Mit einem Regionalzug fahre ich ein Stück aus dem dichten urbanen Raum rund um Valparaiso heraus und laufe von der Endhaltestelle der Bahnlinie dann in Richtung Autobahn. Ein Lieferwagen gibt mir einen kurzen Lift, dann stehe ich an der leider nicht sonderlich viel frequentierten Autobahnauffahrt. Eine Stunde stehe ich dort bis schließlich der schwarze SUV einer Familie anhält. Sie sind auf dem Weg in die annähernd 400 Kilometer entfernte Stadt „La Serena“ – es heute so weit zu schaffen, hatte ich nachdem mir der gesamte Vormittag fehlte, nicht mehr geglaubt. Die Sonne ist bereits im Begriff unterzugehen, als wir die Stadt erreichen. Die Stadt zieht sich fast zwanzig Kilometer in die Länge und man lässt mich direkt am Ortseingang raus – Mist! Für das Zentrum und die dort gelegenen Unterkünfte war ich zu weit außerhalb, um irgendwo wildcampen zu können war es schon zu dicht besiedelt. Einen Busfahrplan kann ich nicht ausfindig machen und so bleibt mir nichts anderes übrig als mich im chaotischen Stadtverkehr am Trampen zu versuchen. Tatsächlich hält fast unmittelbar ein Pickup an, der ins Zentrum fährt. Als ich ihm erzähle, dass ich eigentlich gerne in meinem Zelt schlafen würde, bringt er mich sogar bis an die hinter der Stadt gelegenen Tankstelle.
Sonntag 21.09.2025
Direkt neben der Tankstelle zu zelten hat den großen Vorteil, dass man am Morgen direkt eine unschlagbare Tramp-Position hat. Schon nach wenigen Minuten bekomme ich einen Lift in die nächste Ortschaft. Dort gabelt mich dann ein Fahrer eines quietscheentengelben Lastwagens auf, der mich die gesamte restliche Strecke bis zu meinem Tagesziel, dem kleinen Küstenort „Bahía Inglesa“, mitnimmt. Schon bald wird die Landschaft immer trockener – die Atacama-Wüste beginnt. Mal ist die Wüste steinig, mal strecken sich hohe Sanddünen links und rechts der Straße gen Himmel. Nach vier Stunden Fahrt steige ich gegen Mittag schließlich mitten in der Wüste in Caldera, dem etwas größeren Nachbarort von Bahía Inglesa aus. Im Supermarkt versorge ich mich erstmal mit Essen ein und erkunde dann den Hafen der kleinen Stadt. Dutzende bunte Fischerboote liegen in der tiefblauen Bucht, die einen starken Kontrast zu der dahinterliegenden Wüste bildet. In der sengenden Nachmittagssonne laufe anschließend die fünf Kilometer nach Bahía Inglesa. Die Bucht soll bekannt für ihren weißen Sandstrand und ihr türkises Wasser sein. Wie aus dem Nirgendwo tauchen, als ich die aus gerade mal vier Straßenzügen bestehende Siedlung erreiche, Touristen, Souvenirhändler und eine kleine Promenade mit Restaurants auf. Der Strand ist wunderschön, keine Frage – und doch wäre er mir nicht genug, damit ich meinen Urlaub in einem kleinen, sonst ziemlich unspektakulären, Dorf mitten im Nirgendwo verbringe.
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