Montag 03.06.2024 – Visa-Wahnsinn
Als ob der bisherige Wahnsinn um das togolesische Visum nicht genug gewesen wäre, geht es am Morgen direkt damit weiter. An der Grenze hatte ich nur ein Sieben-Tage-Visum bekommen, dass ich nun noch auf seine volle online bezahlte Länge von 30 Tagen erweitern müsste. In einem Taxi lasse ich mich zur entsprechenden Behörde bringen. Dort erklärt man mir – widersprüchlich zu dem, was mir der Grenzbeamte gestern erzählt hatte – das mein Reisepass nicht ausreicht. Ich müsse zusätzlich ein Formular – das man mir allerdings nicht geben kann – ein Foto, und einen Ausdruck meines E-Visa einreichen. Auf der anderen Straßenseite füllt eine Frau auf ihrem Handy, das Formular mit den entsprechenden Daten und druckt mir dieses aus. Nach einigen Hin und Her erhalte ich dann sogar noch den Ausdruck meines Visums. 1000 Franc (1,52€) kostet mich dieser Service – für zwei Kopien ein stolzer Preis. Doch auch mit vollständigen Dokumenten ist auf der Behörde nicht zufrieden. Ich müsse alle Daten aus dem Formular nochmal handschriftlich auf die Rückseite des Visa-Ausdrucks schreiben. Beim fünften Anlauf nimmt man meinen Antrag dann endlich entgegen und ich mache mich mit dickem Hals zurück auf den Weg in die Innenstadt. Auf dem Weg treffe ich auf einige Supermärkte und staune nicht schlecht über die extremem Preise für Schokocreme. Im den bisherigen Ländern hatte ich für diese einheitlich um die 1300 Franc (1,98€) für einen 500g-Eimer bezahlt. In Togo allerdings kostet bereits ein 300g-Glas mindestens 2500 Franc (3,81€). Für ein 1kg-Glas originales Nutella zahlt man satte 10.000 Franc (15,25€). Wie es zu diesem krassen Preisunterschied kommt, bleibt mir unerklärlich, schließlich müssten entsprechende Produkte doch gerade dort, wo Kakaobohnen wachsen, günstig sein. Wenig spektakulär überragt das eine menschliche Silhouette darstellende Unabhängigkeitsdenkmal den in der Innenstadt gelegenen „Place de l’Indépendance“. Etwas weiter beginnt direkt von der „Cathédrale du Sacré-Cœur“ der „Grand Marche“ – ein riesiger bunter Markt, auf dem es wirklich Nichts nicht gibt. Ich probiere mich durch die verschiedensten Streetfood-Gerichte und angebotenen Säfte, bevor ich mich für eine Nachhilfestunde zurück auf den Weg zu meiner Unterkunft mache. Das Internet in dem Hotel ist nach wie vor extrem langsam – zumindest solange, bis ich einen weiteren WLAN-Router finde auf dem hinten das Passwort für ein wesentlich schnelleres Netzwerk steht😉
Dienstag 04.06.2024 – Togoland
Zu meiner Überraschung läuft das Abholen meines Reisepasses bei der Visabehörde recht problemlos. Obwohl ich eine halbe Stunde zu früh da bin, händigt man mir meinen Pass – nachdem man ihn gefunden hat – direkt aus. Apropos Reisepass – der füllt sich beängstigend schnell. Inzwischen sind mehr als die Hälfte der Seiten voll und ich mache mir Sorgen, ob die freie Fläche noch bis Namibia, wo ich einen neunen Pass bekommen werde, reicht. Auf meinem Weg zurück stechen mir im Boden liegende Schienen ins Auge – ein Relikt der Deutschen. Knapp 30 Jahre lang – bis zum ersten Weltkrieg – war Togo, damals Togoland genannt, eine deutsche Kolonie. Heute merkt man das nicht nur an den alten Eisenbahnschienen, sondern vor allem daran, das einem immer wieder Menschen begegnen, die – zumindest ein paar Brocken – Deutsch sprechen. Touristisch wirklich viel zu bieten hat Lomé nicht. Ich drehe also ein weiteres Mal eine Runde über den großen Markt und laufe dann die Strandpromenade entlang. Am Strand von Lomé reiht sich eine Bar an die nächste. Vor den Bars liegt ein viele hundert Meter breiter Sandstrand. Der Strand ist so breit, dass man, wenn man den an der Küste entlangführenden „Boulevard de la République“ entlangläuft, das Wasser gar nicht wirklich sieht. Vielmehr wirkt es so als ob die Öltanker, deren Silhouetten den Horizont füllen, direkt auf dem Strand fahren. Zurück im Hotel widme ich mich der Nigeria-Problematik. Nigeria ist übernächste Land auf meiner Reise. Die dortige Sicherheitslage lässt zu Wünschen übrig – das Auswärtige Amt spricht davon, dass „bei Reisen auf dem Landweg unkalkulierbare Risiken für Leib und Leben durch Bedrohung, Erpressung, Raub, Entführung und Mord“ bestehen –, allerdings gibt es keine Möglichkeit dieses Land zu umgehen. Der alternative Landweg würde über Niger und Chad führen – zwei Länder die noch unsicherer sind als Nigeria selbst. Der Seeweg über den Golf von Guinea ist aufgrund von Piraterie und den katastrophalen Zuständen der Boote auch keine Alternative. In einem Facebook-Forum, in dem sich sämtliche Leute, die mit Fahrzeugen Afrika durchqueren, tummeln, frage ich, ob jemand im entsprechenden Zeitraum diese Passage fährt und Platz hat mich mitzunehmen. Gemeinsam mit einem anderen Overlander in einem Geländewagen durch das Land zu kommen wäre mit Abstand die sicherste Möglichkeit.
Mittwoch 05.06.2024 – Zerrissen
Inzwischen habe ich auf meine gestrige Frage Antworten erhalten – nur leider nicht die, die ich mir erhofft habe. Ein Nutzer schreibt, dass ich solange ich in den größeren Küstenstädten bleibe „definitely fine“ sein würde. In drei bis vier Tagen sollte ich es mittels öffentlichen Verkehrsmittel auf die andere Seite des Landes schaffen. Ganz easy! Ein anderer Nutzer schreibt mir, dass in dem Forum ein Pärchen sei, dass in etwa einem Monat durch Nigeria trampen würde – denen könne ich mich bestimmt anschließen. Die Idee sich mit anderen Reisenden zusammenzuschließen gefällt mir. Aber per Anhalter? In Nigeria? Ich weiß ja nicht. Die dritte Antwort erzählt von zwei jungen deutschen Schwestern, die vor einer Woche alleine mit Fahrrad durch Nigeria gefahren seien – die könne ich nach Tipps fragen. Irgendwo kann ich die Kommentare nachvollziehen. Wahrscheinlich würde nicht einmal merken, dass die Sicherheitslage dort so angespannt ist. Doch die Seite des Auswärtigen Amts spricht Bände, warnt vor einem je nach Region hohen oder sehr hohen Entführungsrisiko und empfiehlt Reisen auf dem Landweg nur mit Hilfe bewaffneter Militäreskorten zu machen – oder sie am besten einfach zu unterlassen. Gedankenvertieft spaziere ich eine Lagune entlang, die mitten in Lomé eine ruhige Atmosphäre ausstrahlt. Ich bin zerrissen zwischen den verschiedenen Meinungen. Das erste Mal habe ich das unbehagliche Gefühl mein Ziel „ohne Flugzeug“ die Erde zu umrunden möglicherweise aufgeben zu müssen. Schon bevor ich nach Afrika übersetzte war klar, dass sich in Nigeria entscheidet, ob ich Kapstadt tatsächlich ausschließlich auf dem Landweg erreichen könnte. Meine Eltern litten schon darunter, dass ich Afrika in meine Route inkludiert hatte – ohne die Sicherheit eines weiteren Overlanders, eines Allrad-Fahrzeugs und vielleicht noch einer Polizeieskorte durch Nigeria zu fahren? Könnte ich ihnen das antun? Anderseits war Afrika bisher – obwohl man mir auch davon abgeraten hatte – ein voller Erfolg gewesen und ich hatte nicht wirklich negative Erfahrungen machen müssen. Ich bleibe unentschlossen und beschließe das Problem erstmal einfach auszusitzen. Sowohl das Nigeria als auch das Kamerun Visum kosten dreistellig – bevor ich mich an die Etappe machen könnte, müsste ich also sowieso erstmal ein bisschen sparen. Am Abend erreicht mich noch eine freudige Nachricht. Flo, der Motorradfahrer den ich in Krokobite kennenglernt hatte, hatte nach dreieinhalb Wochen nun auch sein Togo-Visum erhalten.
Donnerstag 06.06.2024 – Daumen raus!
Die Nachhilfeschülerin, der ich am Morgen eine Stunde geben soll, taucht nicht auf – ich steige also schon früher als geplant auf das Mototaxi, dass mich an den Stadtrand Lomé bringt. Für mich geht es heute weiter nach Atakpamé, einer kleinen Stadt im Landesinneren Togos. Und aus irgendeinem Grund verspüre ich heute wieder eine unglaubliche Lust mich am Trampen zu versuchen – wahrscheinlich will ich die letzte Niederlage einfach nicht auf mir sitzen lassen. Dort, wo das Mototaxi mich absetzt, ist noch viel zu viel Verkehr. Die LKWs von denen ich mir die höchsten Chancen gratis mitgenommen zu werden erhoffe, sind umzingelt von hunderten Sammel- und Mototaxis. Ich laufe also weitere fünf Kilometer die Nationalstraße entlang, bis ich den Suburban Lomés endlich hinter mir gelassen habe. Ein erster Lastwagen nimmt mich zehn weitere Kilometer mit aus der Hauptstadt heraus. Als dort zwei kleine Jungs, die an der Straße stehen, verstehen, was ich vorhabe, eilen mir die beiden zur Hilfe. Gekonnt bremsen sie den gesamten Verkehr auf Schrittgeschwindigkeit runter und haben mir keine fünf Minuten später einen Lastwagen organisiert, der mich an mein Ziel bringen soll. Nach einer dreiviertel Stunde Fahrt knallt es auf einmal. Nach ein paar skeptischen Blicken aus dem Fenster und einem kräftigen Zischen, werden wild irgendwelche Knöpfe gedrückt und dann beschlossen, dass wir einfach weiter fahren. Etwas später hält man dann doch auf einem Rastplatz und sich dem geplatzten Reifen widmen. Für mich organsiert man vorher aber noch ein neuen Chauffeur – Lastwagen Nr. 3. Gegen sechszehn Uhr – nach fünf Stunden Fahrt – setzt man mich dann tatsächlich in Atakpamé ab. Mission Trampen – erfolgreich abgeschlossen! Zu Fuß mache ich mich auf den Weg zu meiner Unterkunft. Staunen tue ich dabei über die unzähligen frisch geteerten und betonierten Straßen – da kann sich Lomé mal eine Scheibe abschneiden. Auch die Menschen fallen mir sofort positiv, jeder grüßt mich und wünscht mir eine „Bonne arrivée!“. Am Abend gehe ich noch essen, bevor ich mich zufrieden aber müde in mein Bett fallen lasse.
Donnerstag 06.06.2024 – Daumen raus!
Die Nachhilfeschülerin, der ich am Morgen eine Stunde geben soll, taucht nicht auf – ich steige also schon früher als geplant auf das Mototaxi, dass mich an den Stadtrand Lomé bringt. Für mich geht es heute weiter nach Atakpamé, einer kleinen Stadt im Landesinneren Togos. Und aus irgendeinem Grund verspüre ich heute wieder eine unglaubliche Lust mich am Trampen zu versuchen – wahrscheinlich will ich die letzte Niederlage einfach nicht auf mir sitzen lassen. Dort, wo das Mototaxi mich absetzt, ist noch viel zu viel Verkehr. Die LKWs von denen ich mir die höchsten Chancen gratis mitgenommen zu werden erhoffe, sind umzingelt von hunderten Sammel- und Mototaxis. Ich laufe also weitere fünf Kilometer die Nationalstraße entlang, bis ich den Suburban Lomés endlich hinter mir gelassen habe. Ein erster Lastwagen nimmt mich zehn weitere Kilometer mit aus der Hauptstadt heraus. Als dort zwei kleine Jungs, die an der Straße stehen, verstehen, was ich vorhabe, eilen mir die beiden zur Hilfe. Gekonnt bremsen sie den gesamten Verkehr auf Schrittgeschwindigkeit runter und haben mir keine fünf Minuten später einen Lastwagen organisiert, der mich an mein Ziel bringen soll. Nach einer dreiviertel Stunde Fahrt knallt es auf einmal. Nach ein paar skeptischen Blicken aus dem Fenster und einem kräftigen Zischen, werden wild irgendwelche Knöpfe gedrückt und dann beschlossen, dass wir einfach weiter fahren. Etwas später hält man dann doch auf einem Rastplatz und sich dem geplatzten Reifen widmen. Für mich organsiert man vorher aber noch ein neuen Chauffeur – Lastwagen Nr. 3. Gegen sechszehn Uhr – nach fünf Stunden Fahrt – setzt man mich dann tatsächlich in Atakpamé ab. Mission Trampen – erfolgreich abgeschlossen! Zu Fuß mache ich mich auf den Weg zu meiner Unterkunft. Staunen tue ich dabei über die unzähligen frisch geteerten und betonierten Straßen – da kann sich Lomé mal eine Scheibe abschneiden. Auch die Menschen fallen mir sofort positiv, jeder grüßt mich und wünscht mir eine „Bonne arrivée!“. Am Abend gehe ich noch essen, bevor ich mich zufrieden aber müde in mein Bett fallen lasse.
Freitag 07.06.2024 – Zu Besuch bei Paula
Keuchend stapfe ich den steilen Berg, auf dem der YMCA (Young Men’s Christian Association) liegt, nach oben. Dafür, dass ich ausgerechnet in Atakpamé bin, gibt es nämlich einen Grund: Paula macht hier ihren Auslandsfreiwilligendienst. Paula hatte ich als Kind auf einer „Landes-Jungschar-Freizeit“ des EC-Nordbundes kennengelernt. Hätte man damals meinem zwölfjährigen Ich erzählt, dass ich dieses Mädchen sieben Jahre später in einem kleinen Dritte-Welt-Land irgendwo in Westafrika besuchen würde, während ich gerade einmal um die Erde reise – ich hätte nicht ein Wort geglaubt. Nach einer herzlichen Begrüßung sitze ich den Vormittag über bei Paula und ihrer Mitvolontärin, Margareta, im Büro. Es gibt so viele Fragen, so viel zu erzählen. Viele Dinge, die wir in unserer Zeit in Afrika erlebt haben ähneln sich und gleichzeitig merkt man auch schnell, wie sich die Erfahrungen unterscheiden, wenn man entweder viele Länder jeweils für einige Wochen bereist oder ein ganzes Jahr am Stück in einem Land lebt. Die Zeit vergeht wie im Flug, bis wir zum Mittag gemeinsam mit zwei weiteren Leuten aus dem YMCA essen gehen. Nach einem Eis zum Dessert, ziehe ich mich erstmal wieder in mein Zimmer zurück – ich gebe eine Nachhilfestunde. Als ich am Nachmittag wieder zum YMCA komme, steppt dort der Bär im Kettenhemd. Knapp zwanzig Kinder – laut Paula sind es normal an die 60 – sitzen auf der Terrasse des Jugendzentrums und malen, eine Soundbox beschallt die halbe Stadt. Nach dem Malen gibt es Gruppenspiele. Was mich an der Arbeit mit Kindern beeindruckt ist, dass sie international und kulturell übergreifend immer gleich verläuft. Mit Stopptanz, Reise nach Jerusalem oder Kreisspielen kann man, egal wo man sich auf der Welt befindet, Kinderaugen leuchten lassen. Am Abend soll auf der Treppe vor dem YMCA eigentlich noch ein Film gezeigt werden. Da das aber kurzfristig ausfällt, drehen Paula, Margareta und ein Animateur des YMCA mit mir noch eine Runde durch das Stadtzentrum Atakpamés und lassen mich mir bisher unbekanntes Streetfood probieren: Frittiertes Soja und „Klanklou“, was aus einem Teig aus Kochbannenmus hergestellt wird.
Samstag 08.06.2024 – Markttag
Es ist Samstag – Markttag. Ich mache mich also auf den Weg zum lokalen Markt. Der YCMA feiert heute sein 180-jähriges Bestehen. Die in erster Linie aus französischen Reden bestehende Jubiläumsveranstaltung, wäre für mich uninteressant, also bleibe ich heute auf mich allein gestellt. Der Markt ist ein buntes Durcheinander. Spielwaren reihen sich an Elektrogeräte, diese an Gewürzstände, Bauwarenhändler, Obstverkäufer oder Haushaltswaren. Wer sich in diesem Wirrwarr zurechtfinden soll, bleibt mir nach wie vor ein Rätsel. Zurück im Hotel soll ich eine Nachhilfestunde geben, da die Schülerin allerdings nicht erscheint, mache ich mich auf dem Weg zu einem weiteren Markt. Etwas außerhalb der Stadt befindet sich direkt an der einmal quer durch Togo verlaufenden Nationalstraße 1 ein riesiger Obstmarkt. Mangos, Melonen, Avocados, Bananen, Orangen und sogar Guyabana. Beeindruckend, dass obwohl jeder Stand exakt das selbe im Angebot hat wie die zehn Stände neben ihm, alle irgendwie Profit zu machen scheinen. Punkt genau eine halbe Stunde bevor ich zwei weitere Nachhilfestunden geben soll verstummt auf einmal das Brummen des Ventilators in meinem Zimmer, das Licht geht aus und das WLAN verschwindet. Mist! Togo ist seit „The Gambia“, das erste Land in dem ich mir keine Sim-Karte gekauft hatte. Es gibt ja an jeder Ecke WLAN – zumindest dann, wenn nicht plötzlich der Strom in der gesamten Stadt weg ist. Panisch suche ich die umliegenden Straßen nach einem Gebäude mit Generator ab – Fehlanzeige. Auch der Versuch über den Hotspot der Hotelchefin, meine Nachhilfestunden zu verschieben, bleibt erfolglos – sie hat kein Datenvolumen. Mir bleibt nicht anderes übrig als zuzugucken, wie die Minuten auf der Uhr verstreichen. Wenn ich zu Nachhilfeeinheiten nicht erscheine, werden mir 15€ abgezogen. Anstelle von 28€ Plus würde ich in den nächsten zwei Stunden also ein Minus von 30 Euro machen – Aua! Die ersten für das Nigeria-Visum angesparten Taler – direkt wieder Pfutsch! Was macht man wenn man kein Internet hat und es draußen schüttet? Blog schreiben! – Das hatte ich in den letzten Tagen immer vor mich her geschoben.
Sonntag 09.06.2024 – Plitsch Platsch
Um zehn Uhr treffe ich mich mit Paula auf dem Markt. Eine halbe Stunde später sind dann auch Margareta und zwei weitere Animateure aus dem YCMA da. Mit Mototaxis machen wir uns auf den Weg zu einer an einem Fluss gelegenen Badestelle außerhalb von Atakpamé. An einem Stand auf dem Weg decken wir uns auch gleich noch mit Mittagsessen und Bizap-Saft ein. Nach einer kurzen Wanderung erreichen wir die an einer Stromschnelle des Flusses gelegene Badestelle. Obwohl es hier normalerweise von Kindern wimmeln soll, haben wir den Fluss fast ganz für uns alleine. Schnell umziehen und ab ins kühle Nass – bei 30°C im Schatten eine angenehme Abkühlung. Nach dem Plantschen dösen wir auf den von der Sonne aufgeheizten Steinen am Flussufer vor uns hin und essen unsere mitgebrachten Spaghetti. Die Badestelle hat sich inzwischen gut gefüllt – einige dutzend Kinder toben freudig im Wasser herum. Einige klettern sogar auf die am Ufer stehenden Bäume, um von dort waghalsige Saltos ins Wasser machen zu können … und das, obwohl die wenigsten hier schwimmen können. Als ich am Nachmittag zurück in mein Hotelzimmer komme, gucke ich enttäuscht auf die ersten Prognosen der heute stattgefunden habenden Europawahl. Die rechtsextreme AFD, eine demokratiefeindliche Partei, ist in Deutschland zweitstärkste Kraft geworden. Armes Deutschland! In den letzten Monaten hatte ich viele autokratische oder von Militärregierungen regierte Länder bereist und schätze seitdem unsere Demokratie noch einmal mehr wert, als ich es eh schon tue. Schade, dass nicht jeder diese Einblicke bekommt – knapp 16% aller Deutschen scheint es an Wertschätzung für die Vorzüge der „Herrschaft des Volkes“ zu fehlen. Im Laufe des Tages erreicht mich auch eine neue Nachricht von Flo. Gerüchten zur Folge, sollen in der nigerianischen Botschaft in Benin seit wenigen Tagen keine Touristenvisa mehr ausgestellt werden. Die Informationen sind diffus: Während einige berichten, das Visum in der letzten Woche ohne Probleme bekommen zu haben, behaupten Andere, dass man ihre Anträge abgelehnt habe. Langweilig wird’s nicht! Am Anfang der Woche hatte ich dafür gebetet, dass Gott – sofern ich nicht durch Nigeria Reisen soll – mir eben dies unmöglich macht indem er mein Visum verhindert. Noch habe ich die Hoffnung, dass sich die Gerüchte als Falschmeldungen entpuppen und ich mein Nigeria-Visum ohne Umstände in Benin bekomme und dennoch ist das Ganze für mich eine Art Reminder: Ja, er ist definitiv fähig dazu – wenn das seinem Plan entspricht – von heute auf morgen mein Visum und somit meine Reise durch dieses nicht ungefährliche Land zu verhindern.
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