Montag 29.09.2025
Auch heute stehen noch zwei Nachhilfestunden an und sorgen dafür, dass ich die „Salar de Uyuni“ erst morgen besuchen kann. Auch die Zeit zwischen den Nachhilfestunden nutze ich heute produktiv, tippe an meinem Blog, arbeite ein wenig an einem Webentwicklungsprojekt, sichere die abertausenden Bilder der vergangenen Wochen und gehe am Nachmittag zum Friseur. Als ich versuche zurückzurechnen wann ich mir das letzte Mal meine Haare hatte schneiden lassen, stelle ich fest, dass das schon so einige Monate her sein muss: War ich echt seit März nicht mehr beim Friseur?! Erst hatte ich meine Haare bewusst nicht geschnitten, um es im kalten Patagonien am Kopf wärmer zu haben, dort konnte ich meine Haarpracht dann unter der Mütze verstecken und in Chile hatten mir zuletzt die hohen Preise nicht zugesagt. Fakt war: Es war längst überfällig! Der Friseur leistet für zwei Euro ganze Arbeit und lässt mich in dreißig Minuten bestimmt ein halbes Kilo leichter zurück. Ansonsten passiert heute nicht viel: Uyuni selbst bleibt absolut uninteressant!
Dienstag 30.09.2025
Unmittelbar neben der Stadt Uyuni befindet sich die „Salar de Uyuni“, die mit fast 10.600 Quadratkilometern Fläche – etwa 2/3 der Fläche Schleswig-Holsteins – größte Salzwüste auf unserem Planeten. Nachdem ich die letzten zwei Tage fast ausschließlich hinter meinem Laptop verbracht hatte, klappere ich heute die zahlreichen in der Stadt vertretenen Tour-Agenturen und buche schließlich eine Tagestour – auf eigene Faust in die Salzwüste zu gelangen war schwierig. Um zehn Uhr steige ich dann mit fünf anderen Touristen, drei Koreanern und einem jungen irländischen Pärchen, sowie einem Guide in den Geländewagen. Unser erster Halt ist ein Rande Uyunis gelegener Eisenbahnfriedhof. In zwei Reihen stehen hier rostige Loks, die einst dem Abtransport von Mineralien dienten. Dadurch, dass alle Touren zu selben Zeit hierher gelangen, ist es unglaublich voll: Hunderte Touristen klettern auf den Eisenbahnwracks herum und posieren auf Schaukeln, die an einigen der Wagons befestigt wurden, für Instagram-Fotos. Dazwischen verkaufen Händler Souvenirs und Snacks. Ich stelle mir vor wie dieser Ort heute Nachmittag aussähe, wenn all die Touren verschwunden wären: Ruhig und still. Es wird ein ähnliches Schauspiel sein, wie an dem Buswrack letzte Woche – nur, dass ich es diesmal aus der entgegengesetzten Perspektive betrachtete. Auf dem weiteren Weg halten wir noch an zwei weiteren Souvenirmärkten, bevor es dann endlich auf die endlose weiße Salzebene geht – hier verlieren sich die Touristenmassen. Für einen Fotostopp halten wir an einem aus Salz gebauten Hotel, dem mit hunderten Länderflaggen geschmückten „Plaza de las Banderas“, sowie dem Monument der Dakar-Rally, die 2015 hier stattgefunden hatte. Dann fahren wir in die Mitte der Salzwüste. Umgeben von nichts als der Weite der Landschaft, essen wir hier zu Mittag und nutzen den schnurgraden Horizont für ein paar lustige, mit der Perspektive spielende Erinnerungsfotos. Im Anschluss geht es zur „Isla Incahuasi“, einer mit Riesenkakteen bewachsenen Insel im Zentrum der Salzwüste, deren grüne Farbe in krassen Kontrast zu den darum liegenden Salzflächen steht. Von dort ist eine anderthalbstündige Fahrt durchs Niemandsland bis zum östlichen Rand der Ebene, wo es vor kurzem geregnet hatte. Das nun auf der Salzfläche stehende Wasser wirkt wie ein riesiger Spiegel. Bei einem Glas Wein genießen wir hier den Sonnenuntergang und machen uns, als die ersten Sterne auftauchen auf dem Rückweg nach Uyuni. Ich hole mir noch ein paar Empanadas zum Abendessen und falle dann müde in meinem Hotelzimmer ins Bett.
Mittwoch 01.10.2025
Zeit Uyuni zu verlassen. Am Busterminal erzählt man mir, dass ein Sammeltaxi ins 200 Kilometer entfernte Potosí 80 Bolivianos kosten soll. Sechs Euro sind für die Strecke kein unglaublich hoher Preis, doch im Hinterkopf erinnere ich mich an die Worte des LKW-Fahrers, der ich hierher mitgenommen hatte: „Ein Bus nach Potosi kostet zwanzig Bolivianos, nicht mehr! Die werden versuchen dir als Tourist deutlich mehr abzuknöpfen.“ Als der Sammeltaxifahrer auch nach etwas Feilschen nicht klein beigeben will, beschließe ich also zu trampen. Am Ortsausgang angekommen muss ich allerdings feststellen, dass es nicht wirklich viel Verkehr in meine Reiserichtung gibt. Eine Dreiviertelstunde vergeht, in der kaum ein Auto vorbeikommt, dann kommt ein Bus und hält. 40 Bolivianos will man haben: Immer noch doppelt so viel, wie mein LKW-Fahrer versprochen hatte, aber immerhin halb so viel wie am Terminal – ich steige ein! Weite Steppenlandschaften, kurvige Bergstraßen und tiefe Canyons ziehen am Fenster vorbei, während wir langsam in Richtung Potosi rollen. Dort angekommen finde ich mich in einer wuseligen, bergigen Stadt wieder – ein absoluter Kontrast zu Uyuni. Mein Hostel befindet sich in einer kleinen Gasse inmitten der kolonialen Altstadt, mein Dormitory habe ich mal wieder ganz für mich allein. Ich laufe noch ein wenig durch die Nachbargassen, esse zu Abend und ziehe mich dann ins Hostel zurück. Jetzt, wo ich das „teure Trio“ – Uruguay, Argentinien & Chile – hinter mir hatte und wieder etwas durchatmen konnte, wollte ich mich nämlich dringend mit einem Thema beschäftigen: Meinen Finanzen. Die letzten drei Monate war das Geld in meiner Reisekasse kontinuierlich und rasant immer weniger geworden. Auf eine Auswertung meiner Excel-Tabelle schauend stelle ich überrascht fest, dass dies allerdings nicht an meinen Einnahmen – ich arbeitete inzwischen zwar deutlich weniger, verdiente aber auch mehr, das hielt sich also die Waage – sondern an meinen Ausgaben lag: Ein Problem, das sich durch die nun kommenden günstigeren Länder ganz von allein lösen dürfte. Dennoch beschließe ich auf der Nachhilfeplattform, über die ich seit einiger Zeit keinen einzigen Schüler mehr hatte, wieder Kapazitäten einzutragen und so neue Schüler anzuwerben – denn langsam, aber sicher wollte ich damit beginnen für meine Pazifik-Überquerung zu sparen.
Donnerstag 02.10.2025
Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf, als ich am Morgen auf mein Handy schaue: Über Nacht waren gleich fünf Probe-Nachhilfeeinheiten für die kommende Woche mit mir gebucht worden. Perfekt, das ging ja mal einfach! Damit aber nicht unkontrolliert noch mehr Stunden dazukommen, lösche ich meine noch freien gestern eingetragenen Kapazitäten schnell wieder. Den Tag nutze ich, um mir die Stadt anzugucken. Bei herrlichstem Sonnenschein wandere ich durch die schmalen Gassen und bestaune die alten Kirchen sowie die Kolonialarchitektur. Überall laufen Menschen herum, an jeder Ecke stehen Straßenhändler und verkaufen verschiedenes Street Food. Darüber hinaus bietet Potosi einen richtigen Supermarkt – etwas, das in Bolivien wieder rar zu sein scheint. Am Abend gebe ich meine gesamte Kleidung in einer Wäscherei ab und mache dann meine Steuererklärung – denn auch wenn ich mich nicht in Deutschland aufhielt, war ich dort nämlich mit meiner Selbstständigkeit registriert und dementsprechend steuerpflichtig. Selten in meinem Leben habe ich mich so erwachsen gefühlt!
Freitag 03.10.2025
Ich muss bis um elf Uhr warten, bis ich meine Wäsche abholen kann. Dann packe ich aber meinen Rucksack und checke aus. Zu Fuß laufe ich eine knappe Stunde lang durch die steilen Gassen, zur am Ortsausgang gelegenen Straße. Nach einiger Zeit sammelt mich dort ein LKW-Fahrer ein und nimmt mich ein paar Dutzend Kilometer mit aus der Stadt heraus. Es dauert nicht sonderlich lange, bis ein junger Local in einem alten Kombi am Rand der Landstraße hält. Stück für Stück fahren wir die kurvige Bergstraße weiter in Richtung Sucre. Aus seinem Radio tönen die spanischen Versionen verschiedener Hillsong-Lieder. Je bergiger die Landschaft wird, desto schlechter wird der Empfang und die Musik stockt immer wieder für einige Minuten. „Also ich hab die ganzen Songs heruntergeladen – allerdings nur auf Englisch“ biete ich ihm an und so verbinden wir mein Handy mit dem Radio. Nach drei Stunden Fahrt kommen wir schließlich in Sucre an und ich werde direkt im Zentrum abgesetzt. Auf „Hostelworld“ hatte ich ein günstiges Hostel gesehen, welches ich nun aufsuchte. Vor Ort will man mir allerdings nicht denselben Preis geben, wie online. Über die App buchen wollte ich auch nicht, denn dann musste ich online bezahlen – und meine Kreditkarte rechnete natürlich mit dem offiziellen Wechselkurs und nicht mit der Blue-Rate. Also suchte ich mir das nächstbeste Hostel – eine goldrichtige Entscheidung: Nicht nur bekam ich hier denselben Preis, wie online ausgeschrieben, die Unterkunft erinnerte eher an ein Sterne-Hotel als an ein Hostel. Unter Glaspanelen im Fußboden lag die Nachbildung eines Dinosaurierskeletts, an den Wänden hingen edel präsentierte Weinflaschen. Den Schlafsaal habe ich ganz für mich allein und selbst Frühstück ist in dem Übernachtungspreis von nur etwa 3,50 Euro inbegriffen – ich kanns kaum glauben! Bei einem abendlichen Stadtrundgang treffe ich auf den Mercado Central und verliebe mich unmittelbar in diesen Ort. Im „Comedor“ kann man hier gut und großzügig für unter zwei Euro essen gehen, im Obstsektor der Markthalle bekommt man für kleines Geld riesige Obstsalate – Sucre schien wie das Paradies auf Erden!
Samstag 04.10.2025
Nach dem Frühstück ist es wieder einmal das Internet, das mir Probleme macht. Grundsätzlich funktioniert das WLAN des Hostels einwandfrei, doch es blockiert vereinzelte Websites – darunter auch die meiner Nachhilfeplattform. Den gesamten Vormittag über sitze ich im Frühstückssaal und versuche irgendwie eine Lösung zu finden. Die Unterkunft war abgesehen davon so perfekt, dass ich sie ungern nur deswegen wieder verlassen würde. Doch für die am Montag anstehenden Probestunden, brauchte ich zuverlässiges Internet! Nachdem ich merke, wieviel Zeit ich schon mit dem Problem verschwendet hatte, klappe ich meinen Laptop erstmal zu und erkunde ein wenig die Stadt. Breite Kopfsteinpflasterstraßen und weiße Kolonialgebäude prägen das Bild der Innenstadt. Es gibt Cafés und Restaurants im westlichen Stil, liebevoll begrünte Parkanlagen und Plätze. Verlässt man die Altstadt, so findet man die für Südamerika typischen trubeligen Straßenmärkte und lokale Geschäfte. Die Balance aus beidem macht die Stadt zu einem wunderbaren Ort, um hier ein wenig mehr Zeit zu verbringen – und genau das war mein Plan! Im Laufe des Nachmittags kehre ich in die Unterkunft zurück und schreibe dort meinen Blog fertig, bevor ich gegen Abend zum oberhalb der Stadt gelegenen „Mirador Recoleta“, einem Aussichtspunkt mit Blick über die Dächer Sucres, laufe und von dort den Sonnenuntergang bestaune.
Sonntag 05.10.2025
Für mein Problem mit dem Internet hatte ich inzwischen eine Lösung gefunden: Mein Mobilfunkanbieter bot unglaublich günstige Tarife mit unlimitierten Daten an – damit war ich mir keine Sorgen mehr um das WLAN machen. Mein erstes Ziel am Morgen ist der Friedhof der Stadt – dieser gilt mit seinen kunstvollen Mausoleen als sehenswert. Mir fällt bei meinem Besuch vor allem auf, wie unterschiedlich die Friedhöfe hier aussehen: Es gibt kaum klassische Gräber, stattdessen reihen sich unzählige, oft mehrstöckige Kolumbarien aneinander – eine Folge von Platzmangel. Mein nächster Stopp ist der kleine „Parque Simon Bolivar“ in dessen Mitte eine Nachbildung des Pariser Eiffelturms steht. Zum Mittagessen zieht es mich, wie schon die letzten Tage, in einen der Kantinentrakte des „Mercado Central“. Den Nachmittag verbringe ich im Hostel und repariere mit dem in Santiago beschafften Tape meine Isomatte und deren Pumpsack. Beim Mittagessen hatte ich einen französischen Reisenden kennengelernt, mit dem ich mich am Abend am „Convento de San Felipe de Neri“ treffen wollte, um von der Dachterrasse des Kirchengebäudes den Sonnenuntergang zu genießen. Doch als ich dort ankomme, muss ich feststellen, dass die Dachterrasse sonntags geschlossen ist – naja, ich hab ja noch ein paar Tage!

































Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!