Montag 12.08.2024 – Entschleunigtes Dorfleben
Ein metallisches Klappern reißt mich aus meinen Träumen. Ein Äffchen macht sich an meinem Kochtopf zu schaffen, den ich aufgrund seines fischigen Geruchs lieber außerhalb meines Camps deponiert hatte. „Hoffentlich schleppt er den nicht zu weit weg“ denke ich mir und schlafe dann wieder ein. Als ich am Morgen aufwache liegt der Topf direkt neben meinem Zelt. Nachdem ich dieses abgebaut und meinen Rucksack im Dickicht am Wegesrand versteckt habe, starte ich einen weiteren Anlauf die hier zweifelsfrei lebenden Elefanten zu finden. Zwei Stunden lang spaziere ich bei herrlichstem Sonnenschein auf schmalen einsamen Pfaden durch den Dschungel und genieße die morgendliche Ruhe. Auch wenn ich am Ende weder einem Elefanten noch einem Gorilla begegne, ist so ein ausgedehnter Spaziergang durch die unberührte Natur perfekt, um den Kopf frei zu bekommen und sich etwas zu entschleunigen. Gegen Mittag bahne ich mir wieder meinen Weg zur Hauptstraße und lasse mich von einem vorbeikommenden LKW in das letzte Dorf mitnehmen – dort gab es einen Funkmasten. Das Dorf ist klein, zählt nur ein paar dutzend Häuser. Fließendes Wasser oder Strom gibt es nicht. Um meinen Handyakku, der sich inzwischen dem Ende neigt, aufzuladen gibt es dennoch eine Lösung: Nachdem ich mich dem Dorfältesten vorgestellt habe, begleitet mich dieser zu dem zwei Kilometer außerhalb des Dorfes auf einem Hügel stehenden MTN-Funkmast. Das rot-weiße Stahlkonstrukt braucht natürlich Strom, um zu funktionieren, und so gibt es hier die einzige Steckdose im ganzen Dorf. Den Nachmittag über sitze ich im vor der kleinen Holzhütte des Ältesten, der mir inzwischen angeboten hat, die Nacht bei ihm zu verbringen, und genieße die entschleunigte Atmosphäre des Dorfes. Hier mitten im Dschungel gibt es keine Termine, niemand guckt auf die Uhr oder checkt seine E-Mails – man lebt ganz befreit von alledem sein Leben. Und das ganze färbt ab. Neben mir spielt ein Kind mit aus zwei alten Fischdosen und ein paar Flaschendeckeln gebauten Spielzeug-Autos. Nachdem es zum Abendessen eine Portion Fufu – meine anfängliche Ablehnung dem Gegenüber habe ich inzwischen überwunden – mit Gazellenfleisch gibt, baue ich als es dunkel wird im Schein einer Öllampe mein Zelt im „Wohnzimmer“ – der Raum vermittelt eher das Gefühl eines Schuppens – auf.
Dienstag 13.08.2024 – Auf der Südhalbkugel
Die beiden Nachhilfestunden, wegen denen ich mich hier Fuße des Funkmasts aufgehalten hatte, lässt meine Schülerin kurzfristig verschieben, ich bin also schon am frühen Morgen unabhängig vom Internet und kann mich auf den weiteren Weg in Richtung Süden machen. Nachdem ich dem Dorfältesten unterschrieben habe, dass er die vergangene Nacht für meine Sicherheit gesorgt habe, verlasse ich die kleine Siedlung wieder und stelle mich einige hundert Meter weiter an die Straße. Leider kommt allerdings nicht ein einziges Auto die Straße entlang, die sich als zweitwichtigste Verkehrsader des Kongos bezeichnet. Bevor diese Straße vor gerademal zehn Jahren mit chinesischer Unterstützung wiederaufgebaut wurde, lag die Nord-Süd-Verbindung des Landes in Folge eines Bürgerkriegs in Trümmern und der gesamte Norden des Kongos war viele Jahrzehnte vom restlichen Land isoliert. Nach einer halben Stunde höre ich ein Motorengeräusch und habe Glück das der heranrollende LWK tatsächlich anhält. Bereits vier Leute quetschen sich in die kleine Kabine des mit dicken Baumstämmen beladenen 40-Tonners – kein Grund mich nicht auch noch mitzunehmen, nur meinen Rucksack müsste man auf der Ladefläche zwischen dem Holz verstauen. Nach 120 Kilometern und vier Stunden, die ich mich auf einen drittel eines Sitzes gequetscht habe, steige ich in Makoua aus. Die kleine Stadt ist mein nächsten Stopp und liegt exakt auf dem Äquator. Die Skulptur eines großen Globusses weißt auf den Punkt hin der mittig zwischen den beiden Polen liegt. Nach über 10 Monaten, die ich in Richtung Süden gereist bin, hatte ich nun den Beginn der südlichen Hälfte unserer Erde erreicht. Auch abgesehen von seiner geographischen Lage gefällt mir Makoua gut. Auf den Straßen herrscht Leben, es gibt leckeres lokales Brot – französisches Baguette kann ich inzwischen nicht mehr sehen – und eine Frau verkauft an dem Kreisverkehr, der die Stadtmitte bildet frittierte Kochbananen. Nachdem das ganze in Quésso sehr gut geklappt hatte, frage ich wieder bei Krankenhaus nach, ob ich dort mein Zelt aufschlagen dürfte. Nach anfänglicher Zurückhaltung weißt man mir einen Platz am Rande des Geländes zu – ich bin zufrieden.
Mittwoch 14.08.2024 – Brot, Säfte & Früchte
Mhhh … das ich unsere vielfältige Brotkultur einmal vermissen würde, hatte ich nicht erwartet, als ich Deutschland damals verließ. Doch nun genieße ich jeden Bissen, des lokalen Brotes – endlich mal etwas anderes als trockenes Baguette – das ich mir in dem kleinen Kaufmannsladen gleich zwei der länglichen Brote mit Schokolade bestreichen lasse. Nach dem Frühstück mache ich einen kleinen Spaziergang in das Umland von Makoua. Auf meinem gestiegen Weg hierher, war der Dschungel links und rechts der Straße immer lichter geworden. Kurz bevor wir in Makoua ankamen schlängelte sich die Nationalstraße stattdessen durch eine steppenähnliche Szenerie. Als ganz so beeindruckend, wie sie gestern aus dem Lastwagen heraus ausgesehen hatte, empfinde ich die Graslandschaft aus der heraus kleine Bäume und meterhohe Termitenhügel ragen zwar heute nicht, der ausgiebige morgendliche Spaziergang tut aber dennoch gut. Gegen Mittag besuche ich den Markt der kleinen Stadt und mache eine verblüffende Feststellung: Bei einem Preis von 100 Franc (0,15€) pro 300ml Flasche ist der dort überall zu findende süßliche Bissap-Saft – ein Erzeugnis aus den Blüten des hier verbreiteten Hibiskus – auf den Liter gerechnet nicht einen einzigen Cent teurer, als das Mineralwasser, das ich den ganzen Tag trinke. Mir ebenfalls aufgrund ihres günstigen Preises ins Auge stechen tut eine orange Frucht, die ich nicht näher einordnen kann. In jedem der Glieder aus denen sich die Frucht steckt ein großer Kern, um den herum sich eine kleine Menge Fruchtfleisch befindet. Nachdem einige Locals, die ich gefragt habe, vorgeben die Frucht nicht zu kennen und auch Google Lens dem unbekannten Etwas keinen Namen geben kann, finde ich eine Frau, die mir sagt das es sich um eine „Lingata“ handle. Ein paar davon ausgehende Internet-Suchen lüften das Rätsel um die Frucht dann schlussendlich: Es handelt sich um die Frucht des „Myrianthus aboreus“ – eine Liane, die ausschließlich hier in den Tropen Zentralafrikas vorkommt.
Donnerstag 15.08.2024 – Geldsegen
Der Anzahl an Tagen, die ich mit meiner 5€-Strategie, bis zu meiner Pleite habe, ist inzwischen auf neun – einstellig – gesunken. Umso erfreulicher ist es, dass ich direkt am Morgen eine Doppel-Nachhilfestunde geben darf. Insgesamt acht Nachhilfestunden stehen in den nächsten Tagen an. Darüber hinaus hatte sich am Anfang der Woche ein neues Webentwicklungsprojekt von größerem Umfang angekündigt, an dem ich nun zu arbeiten beginne. Die Sonne knallt auf mein Zelt in dem schlagartig Saunatemperatur herrscht. Mein Laptop ist den ganzen Tag abwechselnd am Laden oder in Benutzung und dadurch bald so heiß, dass man Spiegeleier auf ihm braten könnte. Darüber ärgern, dass ich den halben Tag vor dem Bildschirm verbringe, tue ich mich allerdings nicht. Seit Wochen warte ich darauf, dass es endlich wieder etwas zu tun gibt und ich irgendwie wieder Geld in meine Reisekasse bekomme. Bis zum Abend hin habe ich meinen Kontostand mehr als verdoppelt und bin unglaublich dankbar für diesen plötzlichen Geldsegen. Geld macht nicht glücklich! – dem stimme zu. Auch in den letzten Wochen, in denen ich oft nur wenige Euro am Tag ausgegeben habe, habe ich unglaublich viele Abenteuer erlebt und Spaß gehabt. Und doch führt mehr Geld auf dem Konto dazu, dass man mehr Freiheiten hat – mit meinem jetzigen Kontostand hätte ich mir am Anfang der Woche vielleicht doch für 30€ ein Gorilla-Tracking mit Guide gegönnt, darauf musste ich so verzichten. Dabei darf man keinesfalls vergessen: Bei mir ist all das fiktiv. Meine „Reisekasse“ entspricht nicht der wahren Menge an Geld, die ich zur Verfügung habe. Anderes als die vielen Menschen, denen ich täglich begegne, bange ich nicht wirklich darum, morgen nichts zu Essen zu haben, sondern lediglich darum meinen Ideal davon mit 0€ die Erde zu umrunden aufgeben zu müssen. Ich besitze den Reichtum mich künstlich verarmen zu können. Immer in dem Wissen, dass selbst, wenn ich „pleite“ gehe, ich mir problemlos das nächste Flugticket nach Hause buchen und dort mein altes Leben weiterleben könnte. Das ist der wahre, viel größere, Segen, den ich habe. Wie schnell vergesse ich das, wenn ich meinen Blick auf die sinkenden Stand der Reisekasse richte?
Freitag 16.08.2024 – Kreuzverhör
Auch heute warten wieder Nachhilfestunden auf mich. Als ich mir nach der ersten Nachhilfestunde auf dem Markt eine Flasche Bissap-Saft kaufen gehe, gibt mir die Verkäuferin den netten Hinweis, dass ich noch ein wenig warten solle – sie mache gerade Plantain. Aus „ein wenig“ wird eine halbe Stunde, die ich auf einem Monoblock-Stuhl sitzend das Marktgeschehen beobachte, bis die Kochbananen fertig sind. Mit strahlenden Augen kaufe ich direkt die gesamte erste Ladung, die aus dem Topf mit heißen Fett kommt. Oh je … wie soll ich jemals wieder ohne Plantain auskommen. Bei der zweiten Nachhilfestunde des Tages erscheint, die Schülerin nicht, ich bastle also stattdessen an einem Anmeldungsformular für eine Website, bevor ich meinen Laptop wegstecke, meinen bereits fertig gepackten Rucksack schultere und mich auf den Weg zum Ortsausgang mache – es ist mal wieder an der Zeit in paar Meter zu machen. Zweieinhalb Stunden, die mir deutlich länger vorkommen, dauert es bis endlich ein Auto anhält und nicht wieder weiterfährt, nachdem ich meinen Wunsch kostenlos von A nach B zu kommen geäußert habe. Ich steige in einen großen luxuriösen SUV einer Familie. Der 16-jährige englischsprechende Junge auf dem Rücksitz erzählt mir, dass sie grade aus Äquatorialguinea kämen. Dort hätten sie Urlaub gemacht und würden nun zurück nach Brazzaville fahren. Einen kurzen Moment überlege ich, ob ich nicht mit bis nach Brazzaville – die noch knappe 500 Kilometer entfernte Hauptstadt der Republik Kongo ist das Ziel dieser Tramp-Etappe – kommen sollte, doch ich würde dort mitten in der Nacht ohne Unterkunft stranden und steige deswegen wie geplant schon in Owando, der nächsten Stadt, wieder aus. Dort angekommen, warte ich zuerst einmal bis mein Handy an der Steckdose in einer Tankstelle wieder Strom getankt hat – das Thema Stromversorgung ist tatsächlich meine größte Schwierigkeit wenn ich längere Zeit im Zelt schlafe. Nachdem man mir an der Tankstelle meine Bitte dort zelten zu können verweigert – man könne meine Sicherheit nicht gewährleisten – versuche ich mein Glück an der Polizeistation. Ein junger Polizist lässt mich direkt vor dem Gebäude meine Zelt aufbauen. Sein Chef der gerade, als ich ins Bett gehen will, vorbeikommt ist weniger freundlich. Ohne jegliche Mühe langsam zu sprechen fragt er mich – wohlwissend, das ich die Sprache nicht wirklich beherrsche – auf Französisch aus. Das ich nicht wirklich mehr als „Ich verstehe nicht“ zusammengestammelt bekomme, gefällt ihm gar nicht. Irgendwann fliehe ich in mein Zelt und stelle mich schlafend, wohlwissend, dass es in der lautstaken Diskussion direkt neben meinem Zelt, deren Kontext ich nicht wirklich herausfinden kann, um mich gehen muss.
Samstag 17.08.2024 – Ein bisschen Luxus
Beim Aufpumpen meiner Isomatte, war diese gestern mehre Zentimeter eingerissen – entsprechend hart war die Nacht. Immerhin die Befürchtung das heute morgen wieder auf dem Polizeichef zu treffen, bleibt mir erspart – ganz unproblematisch bekomme ich meinen Pass zurück der, die Nacht über in der Wache bleiben musste, und kann gehen. Den Vormittag über verbringe ich ein weiteres Mal an der Tankstelle und fülle all meine Powerbanks und Geräte und warte darauf, dass ich um elf eine Nachhilfestunde geben kann. Nach dieser stelle ich mich dann direkt an die Straße, denn ich habe das Ziel heute weiter zu kommen, als nur in die nächste Stadt. Die Zeit vergeht, doch es mangelt an Autos – Lediglich ein wenig lokaler Verkehr fährt an mir vorbei. Zu Fuß laufe ich drei weitere Kilometer aus der Stadt heraus zu einem Polizeicheckpoint. Als man dort Dokumente kontrolliert gucke ich mich schonmal um, ob es genug Steckdosen gibt – nur für den Fall, das ich hier heute Nacht schlafen muss. Dazu kommt es allerdings nicht, denn wenig später quetsche ich mich auf die Rückbank eines kleinen Geländewagens, der mich mit nach Oyo – die nächste Stadt – nimmt. Oyo ist die Geburtsstadt des kongolesischen Präsidenten. Gerüchten zufolge darf man aus irgendeinem damit zusammenhängenden Grund dort nicht zelten. Touristen müssen in Hotels – ein Dorn in meinem Auge. In Oyo angekommen bekomme ich einen ganz anderen, positiven Eindruck von der Stadt. Unzählige Verkaufsstände – Essen zu finden ist im Kongo manchmal gar nicht so einfach –, breite saubere Straßen mit akkurat geschnittenen Büschen. Während ich an den Ortsausgang laufe um weiter zu trampen, erinnere ich mich das ich von einem preiswerten Hotel hier gelesen hatte. Nach einer Woche mal wieder Duschen? WLAN? Ein weiches Bett? Wäre auch mal was. Bis 17.00 Uhr verpflichte ich mich noch an der Straße zu stehen und mein Glück zu versuchen – dann gibt’s das Hotel. Die Zimmerpreise haben sich laut offizieller Preisliste inzwischen verdoppelt, lassen sich aber schnell wieder auf den Preis verhandeln, den ich in einer ein Jahr alten Bewertung gelesen hatte. Die Dusche tut nicht unglaublich gut, sondern ist sogar warm. Purer Luxus – Wann habe ich das letzte warm geduscht? Das WLAN schwächelt, reicht aber um mit meiner Familie zu telefonieren. „Russe?“ schließt ein junger Mann der gegenüber von mir an dem Tisch auf der Terrasse des Hotels, als ich auflege aus meiner Sprache. „Nicht ganz. Deutscher.“ Nachdrücklich bietet der junge Libanese die Hälfte seines Shawarma an und wir kommen ins Gespräch. Er arbeite hier für eine Getränkefirma, die unter Lizenz von „World Cola“ Süßgetränke für den Kongo produziere. Ein wenig später brettern zwei Pick-Ups auf den Parkplatz der Auberge und ich sitze plötzlich mit zehn Libanesen am Tisch. Mit Staunen hört die Gruppe sich meine Geschichte an, während sie Tee und traditionelles Gebäck mit mir teilen. Libanesen gehören – genauso wie Mauretanier – zu dem Teil der Menschen, denen man – zumindest außerhalb ihres Landes – nie in arm begegnet. Immer wenn du einen Libanesen triffst – davon gibt es in West- und Zentralafrika tatsächlich recht viele – handelt es sich dabei um einen wohlhabenden erfolgreichen Geschäftsmann, der aus Businessgründen ins Ausland gezogen ist.
Sonntag 18.08.2024 – Seine Majestät
Bei herrlichstem Sonnenschein sitze ich am morgen auf der Terrasse meiner Unterkunft und gebe zwei Nachhilfestunden. In meinem Zimmer laden währenddessen meine Powerbanks, mein Handy sichert die Bilder der letzten Wochen und macht eine Hand voll ausstehende Updates. Traumhaft! Es fehlt nicht viel, damit ich eine weitere Nacht in der Auberge buche, doch nach den Nachhilfestunde raffe ich mich dennoch auf. Zu Fuß stapfe ich an den Ortsausgang und laufe dabei heute an unzähligen Soldaten vorbei, die im Abstand von hundert Metern neben der Straße stehen. Als ich mich am Trampen versuche, errege ich die Aufmerksamkeit einer der schwerbewaffneten Männer. Seine Majestät, der Präsident, käme hier gleich vorbei – ich müsste den Sicherheitsbereich verlassen. Nachdem ich ihm erklärt habe, das ich kein Fahrzeug habe und was ich hier mache, organsiert er mir ein Mototaxi das mich kostenlos hinter den Flughafen – dort landet der Präsident wohl – und somit aus der Gefahrenzone bringen soll – von dort könne ich dann Trampen. Bei den Beamten dort findet die Idee, als ich vom dem Moped absteige, wenig anklang. Ich regelrechte Hektik aus, es wird herumtelefoniert, mein Rucksack wird durchsucht. Am Ende steht fest: Hier dürfe ich nicht sein, ich müsse noch mindestens in nächste Dorf. 1000 Franc (1,52€) berechnet mir der Mototaxi-Fahrer für die sechs Kilometer ins nächste Dorf, die ich zähneknirschend akzeptieren muss. In dem Dorf angekommen warte und warte ich. Den dritten Tag in Folge dauert es exakt zweieinhalb Stunden, bis ich eine Mitfahrgelegenheit finde – vielleicht sollte ich mich morgen 2,5 Stunden später an die Straße stellen. Auf der Pritsche eines Lastwagens geht es in die nächste Stadt. Der Wind weht mir um die Ohren, die weite Landschaft zieht an mir vorbei. In Gamboma angekommen dauert es nicht lange bis mich ein nächster Lastwagen mitnimmt – so schaffe ich heute endlich mal mehr als 200 Kilometer. An meinem Zielort ziehe ich es angesichts der bereits fortgeschrittenen Dämmerung wieder in Erwägung vor der Polizeistation zu schlafen. Die Polizisten sind freundlich und bieten mir direkt an in einem Zimmer in der Wache zu schlafen. Nachdem ich vom Abendessen zurückkomme, hat sich die Lage allerdings geändert – „Unser Chef meinte, du darfst hier nicht schlafen“. Stattdessen weißt man mir einen Zeltplatz auf einer Grünfläche auf der anderen Straßenseite zu. Keine fünf Meter von der Straße entfernt, baue ich also für jeden sichtbar direkt neben dem Kreisel inmitten des Stadtzentrums mein Zelt auf. Der Polizist wird schon wissen was geht und was nicht …
Ob Norden oder Süden – ob Osten oder Westen,
für die meisten ist es zu Hause am Besten.
Viele gute Erlebnisse und Bewahrung auf all
Deinen ( verschlungenen) Wegen