Montag 04.03.2024 – Affentheater
Einen weiteren Morgen genieße ich das proteinreiche Frühstück am Straßenrand und laufe dann direkt weiter an dem Strand zum morgendlichen Bad im Atlantik. Danach rufe ich bei meinen Großeltern an – Opa hat Geburtstag. Zum Mittag gibt es heute Mafé, das Traditionsgericht das ich im Senegal erfolglos zu probieren versucht hatte. Auch wenn die Erdnusssoße hier anders – lecker ist sie! Auf meinem Weg zum Strand laufe ich jedes Mal an dem Eingang des „Bijilo Monkey Forest“ und auch die dazugehörigen Äffchen sind mir schon mehrmals über den Weg gelaufen. Ich kaufe mir ein Ticket für 300 Dalasi (4,04€) und wimmle zu allererst die Horde von Locals, die froh ist, dass sich ein Besucher in den scheinbar nicht übermäßig besuchten Park verirrt hat und nun Ansprüche darauf erhebt, mein zu Guide sein oder mir Affenfutter verkaufen zu wollen ab. Dann stehe ich in dem Park. Vor mir erstreckt sich ein scheinbar endloser Wald aus Palmen. Ich wähle einen der weniger aufgetretenen Pfade und schlage mich durch das Dickicht. Sobald ich mich einer der Palmen zu sehr nähre, beginnen die darauf sitzenden Affen Theater zu machen. Unter einigen Bäumen stehen mannshohe Termitenhügel. Erst als ich mich nach eineinhalb Stunden auf die Suche nach dem Ausgang mache begegne ich wieder anderen Touristen. Zurück zuhause warten eine Handvoll Nachhilfestunden auf mich, bevor ich mich am Abend bei Willi auf der Terrasse zu Tratschen niederlasse.
Dienstag 05.03.2024 – Banjul
Während ich beim Frühstück neben dem kleinen Wellblech-Kiosk sitze, mache ich direkt jemanden ausfindig, der mir das richtige Sammeltaxi zeigt um nach Banjul zu kommen. Durch Banjul war ich bisher nur einmal durchgefahren, doch die kleine Hauptstadt ist nur eine ÖPNV-Stunde entfernt und so statte ich ihr noch einen zweiten Besuch ab. In einem zum 12-Sitzer umgebauten 7-Sitzer-Auto, der an der Straße jeden einsammelt, der seine Hand raushält geht es für 10 Dalasi (0,13€) zu irgendeiner „Garage“ – so bezeichnet man in Westafrika die als Busbahnhof fungierenden Plätze. Dort warten dann die bereits bekannten zum Bus umgebauten Mercedes-Lieferwagen, die einen für weitere 35 Dalasi (0,47€) bis in Stadtzentrum bringen. Ich werde direkt neben dem „Albert Hall“ Markt rausgeschmissen, einem kleinen Straßenmarkt, auf dem es von Fisch bis Elektrotechnik alles gibt, was der Gambier braucht. Von dort mache ich mich auf den Weg zum Strand. Von der Fähre aus hatte ich hier ein riesiges Schiff gesehen, dass trocken auf dem Strand liegt. Gemeinsam mit Kokospalmen und dem grünen Gras ein perfektes Fotomotiv. Direkt vor dem Strand liegt das ein Powership – ein schwimmendes Kraftwerk – das Banjul mit Strom versorgt. Auffällig an dem Schiff ist, dass neben der Gambischen Flagge auch eine Türkische Flagge die Bordwand des schwimmenden Stahlkolosses ziert. Die Stadt Banjul ist nicht groß – nur etwas über 30.000 Einwohner leben auf der Landzunge. Entsprechend gering ist auch die Anzahl an Sehenswürdigkeiten. Diese beschränken sich auf einen mit einem „I love Banjul“-Schriftzug ausgestatteten Kreisen und dem 36 Meter hohen Triumphbogen „Arch 22“. Mit dem Sammeltaxi geht es zurück zu der ominösen Garage – von hier laufe ich. Neben meinen Weg liegt eines von zwei SOS Kinderdörfern, die es in Gambia gibt. Überall stehen Schilder die auf das Engagement westlicher Volkswirtschaften hinweisen „Founded by the European Union“ „German Cooperation“. Im Sonnenuntergang springe ich noch einmal ins Meer, bevor ich dann den Abend einläute.
Mittwoch 06.03.2024 – Drückende Hitze
Nachdem Aufstehen bestelle ich mir an der kleinen Wellblech-Bude das morgendliche Omelett. Inzwischen kennt man mich hier mit Namen – oder man nennt mich „German Boy“. Nach dem Frühstück beginne ich dann gleich mit allen wichtigen ToDos: Ich muss mir Tabletten zur Notfallselbstbehandlung von Malaria besorgen. Die Infrastruktur und die medizinische Versorgung nehmen mit jedem Meter den ich mich dem Äquator nähere ab – das Malariarisiko steigt gleichzeitig an. Die Sterblichkeit der hier verbreiteten „Malaria Tropica“ liegt bei satten 20%, eine Impfung gegen das Fieber gibt es nicht. Die Apotheke hat glücklicherweise, was ich suche „Davon nimmst du drei Tage lang eine und dann ist Malaria weg“ – klingt gut, hoffen wir das ich es nicht ausprobieren muss. So schön 35 Grad und Sonne immer klingen, das Wetter macht großen Tagesplänen einen Strich durch die Rechnung. Im Prinzip sind es nur die ersten Stunden nach Sonnenaufgang, die man wirklich frei nutzen kann. Danach quält die Mittagssonne einen so sehr das man es draußen kaum aushält. Erst mit dem Sonnenuntergang beginnt die aufgeheizte Luft sich dann etwas abzukühlen, doch im Dunkeln lässt sich draußen weniger machen und die Moskitos kommen heraus – also auch keine Option. Drei, vier, oder auch fünf Mal laufe ich am Tag zum Strand und gehe eine Runde Baden – der angenehm kühle Atlantik ist der einzige Ort, an dem man die Hitze gut ertragen kann. Dazwischen plaudere ich mit Willi auf der Terrasse oder genieße die Kühle Luft in der Wohnung, in der zur Bespaßung des kleinen Jungen Cocomelon-Kinderlieder-Videos in Dauerschleife auf dem Fernseher laufen – der Ohrwurm hält sich auch eine Woche später noch hartnäckig. Am Abend ist der ohne YouTube entstehende Mangel an Beschäftigung dann so groß, dass ich beginne mich Dingen zu widmen, die ich seitdem ich unterwegs bin nicht mehr getan habe. Auf meinem Computer modelliere ich in einer 3D-Software eine Holzeisenbahn. Ein Sinn dahinter habe ich nicht, aber es macht Spaß und beschäftigt mich den Abend über. Und im Gegensatz dazu durch Social Media zu scrollen, lerne ich hierbei einen Skill, entfalte meine Kreativität und halte am Ende ein – wenn auch nur digitales – Ergebnis in den Händen. Als die kleine Lokomotive auf meinem Bildschirm fertig konstruiert ist, staune ich selbst darüber, wie sehr das Deinstallieren einer App auf meinem Smartphone mein inneres Spielkind wieder zum Leben erweckt hat – Ich freue mich richtig darauf, das Modell morgen zu animieren und der Lokomotive auf diese Art und Weise Leben einzuhauchen.
Donnerstag 07.03.2024 – Kulturelle Unterschiede
Bei meinem morgendlichen Gang zum Strand treffe ich auf einen Polizisten. Kaum sind wir ins Gespräch gekommen, kommt schon die Frage „Where is your wife?“. Egal wo ich hingehe, egal mit wem ich spreche, überall hier in Gambia kommt im Laufe des Gesprächs die Frage auf, warum ich noch nicht verheiratet wäre. Das ich nicht eine Freundin in Deutschaland drei Jahre lang alleine sitzen lassen möchte, trifft hier auf genau so viel Unverständnis, wie, dass mir für die Zeit, die ich hier bin keine gambische Frau suche „Ich bin nicht mal zwei Wochen hier.“ „Ja und?“. Es klingt traurig und falsch, aber ich der Überzeug, dass ich, wenn ich auf die Frage nach meiner Frau mit „Die ist zuhause in der Küche – da wo sie hingehört“ antworten würde, mehr Verständnis erhalten würde. Schon die Entwicklung der deutschen Beziehungsgesellschaft finde ich fragwürdig, doch das was ich hier zu hören bekomme, bildet das komplette Gegenteil der in mir verankerten christlich geprägten Werte. Warte mal, ist Gambia nicht eigentlich ein islamisches Land? Wir wechseln das Thema und kommen ins Gespräch über unsere Arbeit. Die 500€ mit denen ich meinen Monatsverdienst angebe, bezeichnet mein Gesprächspartner als sehr gutes Gehalt – und er geht dabei davon aus, dass ich von einem Vollzeitjob sprechen würde. Auf meine Nachfrage erzählt er mir, dass das Grundgehalt eines Polizisten hier bei 7000 Gambischen Dalasi liegen würde. Ich frage zwei Mal nach, doch er sagt wirklich 7000 und nicht 70.000 – weniger als 100 Euro. Dabei sind Polizisten wahrscheinlich noch die Menschen, die hier zu der besserverdienenden Schicht gehören. Klar, über 40% der gambischen Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze, die Zahlen kenne ich, doch das ich ohne jegliche Ausbildung in sieben Stunden, die ich (zu deutschem Mindestlohn) am Laptop arbeite, mehr verdiene, als ein ausgebildeter Polizist hier im Monat für seinen Vollzeitjob erhält, sprengt jegliche Grenzen meiner Vorstellungskraft. Zurück zuhause kümmere ich mich um meine Wäsche. Ein Waschmaschine gibt es nicht, und so verbringe ich den Nachmittag mit den Händen in einem Wasserkübel im Garten. Die anschließende Farbe des Wassers zeigt einem eindeutig, dass das Waschen sich gelohnt hat. Den gesamten restlichen Tag geht mir die Themen „Armut“ und „Frauen“ nicht aus dem Kopf. Auch als ich am Abend noch einmal zum Supermarkt laufe sind es wieder diese beiden Themen die mich einholen. Auf dem Hinweg spricht mich ein junger Mann an, fragte mich wo meine Frau wäre und lädt mich später in seine Bar ein – da habe er ein paar gute gambische Frauen zur Auswahl. Auf dem Rückweg spricht mich wieder jemand an, erzählt mir zehn Minuten eine Geschichte – er habe heute Geburtstag, die Afrikaner seien alle so hilfsbereit, und und und – schenkt mir sein Armband und bittet mich schlussendlich ihm eine Packung Reis zu kaufen. Als ich ablehne, nimmt er das Armband, von der er vorher betont hatte, das es in keinem Zusammenhang mit seiner Bitte, sondern lediglich ein Zeichen seiner Freundlichkeit wäre wieder mit. Es ist ein Zwiespalt: Gerade nachdem mir bewusst ist, wie wenig man hier verdient, möchte ich – sollte es wirklich an einer keine 1,50€ teuren Packung Reis scheitern – helfen. Doch nur weil ich weiß bin und aus Europa komme, werde ich nicht mit Geld um mich schmeißen, als ob ich zu viel davon hätte – ich bin schließlich kein Geldautomat. Ein Packung Reis bewirkt definitiv Gutes, sie ernährt Menschen, doch von einer Packung Reis ändert sich nichts. Das Problem ist strukturell und jedes Mittel, dass das Problem nicht bei der Wurzel packt, nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Freitag 08.03.2024 – Abschied
Als ich am heutigen Morgen zum Strand laufe, stört eine im Sand steckende rote Fahne mich an meinem Vorhaben. Die Wellen sehen genauso aus, wie die letzten Tage – nichts was ein Grund wäre das Baden zu verbieten. Doch ich respektiere die Vorschriften und dreh fürs Erste wieder um. Eigentlich hatte ich nur eine Woche in Senegambia bleiben wollen, doch am Abend hatte ich zwei Nachhilfestunden und meinen Informationen nach war die Verfügbarkeit von WLAN an meinem nächsten Reiseziel eher mau. Apropos nächstes Reiseziel – eine Möglichkeit dort hinzukommen müsste ich mir auch noch suchen. Auf einer Website die aus den ersten Jahren des Internets stammen könnte, finde ich Informationen über einen „Super Express Bus“ der tatsächlich vom nahegelegenen Busbahnhof bis nach Janjanbureh durchfahren soll. Hoffen wir, dass die Informationen auf der Website öfter aktualisiert werden, als das Design, dann könnte das was werden. Den Tag verbringe ich ein letztes Mal am Strand, von dem ich inzwischen beschlossen habe, dass ich die rote Fahne einfach ignorier. Als ob hier in Afrika irgendjemand sich mehrmals täglich die Wellen angucken würde, nur um dann die entsprechende Fahne in den Sand zu stecken. Läuft man den Strand ein Stück entlang, kommt man an einen Straße, die als der „Strip“ bezeichnet wird: Schicke westliche Restaurants, am Strand Cocktail Stände und mit dem Handtuch reservierte Strandliegen. Pauschaltouristen in Hawaii-Hemd und mit Aperol in der Hand – obwohl keinen Kilometer auseinander, ein krasser Kontrast zu den gestrigen Eindrücken. Am Abend gebe ich dann die zwei Nachhilfestunden, bevor ich damit beginne mein Hab und Gut irgendwie in meinem Rucksack zu verpacken. Dann heißt es Abschied nehmen und ins Bett – morgen wird nicht ausgeschlafen.
Samstag 10.03.2024 – Irgendwo im Nirgendwo
Am frühen Morgen – es ist noch dunkel – schnappe ich mir meinen Rucksack und mache mich auf den Weg zum Busbahnhof. Vor einer kleinen Diskothek finde ich ein paar – zu diesen Zeiten sonst ruhigere – Taxifahrer und spare mir so die restlichen eineinhalb Stunden Fußweg durch die nächtlichen Straßen Senegambias. Am Busbahnhof stelle ich mich in die Schlange vor den Ticketschalter. Es fehlen noch zwei Leute, bis ich an der Reihe bin, da schließt die an dem Schreibtisch sitzende Dame ihr Fenster und geht – und jetzt? Wie sich herausstellt hätte ich mich dort gar nicht anstellen müssen – die Tickets gibt es direkt beim Busfahrer. Wenige Minuten später steige ich in den diesmal so richtig nach Bus aussehenden Bus ein – 400 Dalasi (5,39€) hat mich das Ticket für die knapp 300km lange Strecke nach Janjanbureh gekostet, etwa sechs Stunden solle die Fahrt dauern. Pünktlich ist der Bus – sogar überpünktlich: Bereits eine halbe Stunde vor der offiziellen ausgeschriebenen Abfahrtszeit startet der Motor. Nach der halben Strecke halten wir an einem Busbahnhof irgendwo im Nirgendwo des gambischen Hinterlandes an – 20 Minuten Pinkelpause. Ich ziehe derweil die Aufmerksamkeit eines Mitfahrers, der in der Tourismusbranche in Janjanbureh arbeitet, auf mich und bekomme so noch bevor wir wieder in den Bus einsteigen ein reserviertes Zimmer zum Freundschaftspreis versprochen. Um 13 Uhr rollt der Bus auf den Dorfplatz des kleinen auf einer Insel im Gambia River gelegenen Dorfes. Meine Behausung ist nicht schlecht: Ein Doppelbett, ein eigenes Bad mit fließendem Wasser, Ventilator, Moskitonetz, Strom und Blick auf den Fluss für 500 Dalasi (6,73€) pro Nacht – da kann man über die nicht funktionierende Toilettenspülung und das Nichtvorhandensein von WLAN mal hinwegsehen. Kaum habe ich meinen Rucksack abgestellt, fragt mich Nikolai – ein holländischer Rentner mit langen blonden Rastalocken, der seit mehren Jahrzehnten jedes Jahr hierher kommt und neben mir der einzige Gast in der Unterkunft ist – ob ich ihn nicht zum Schwimmen begleiten wolle. Bei dem Gedanken, dass ich auf dem gleichen Fluss eine Krokodil- und Nilpferd-Watching-Tour geplant habe, zweifle ich kurz daran, ob es so gut ist in dem braunen Flusswasser zu baden, doch Nikolai beruhigt mich: „Die Krokodile kommen nicht so nah ans Dorf, die mögen den Motorenlärm nicht.“ Ich ziehe mir also schnell meine Badehose an und folge Nikolai in das kühle Nass – wirklich etwas anders ist bei 42° in der Mittagssonne auch nicht auszuhalten. Am Abend mache ich mich zu Fuß auf den Weg zum westlichen Ende der Insel. Vielleicht lässt sich ja dort, abseits des Dorfes, schon das eine oder andere Tier erspähen. Tiere – abgesehen von ein paar Vögeln und Termiten – begegne ich auf meinem dreistündigen Spaziergang auf den Trampelpfaden im afrikanischen Busch nicht, dafür ein paar Bauern die den weißen Touri der neben ihrer Bananenplantage aus dem Unterholz gestapft kommt, verwundert begrüßen.
Sonntag 11.03.2024 – Hippo, Hippo, Hurra!
Mein Ziel für heute habe ich klar definiert: Ich möchte ein Nilpferd sehen – nicht mehr und nicht weniger. Bereits gestern hatte ich mir erste Angebote für eine Bootstour auf dem Gambia River eingeholt – absoluter Tiefstpreis 3000 Dalasi (40,44€). Das Problem? Da ich nicht mehr Bargeld als nötig in Form von Dalasi Noten abheben wollte, verbleiben mir nur noch 3600 Dalasi – und irgendwas muss ich ja auch noch essen. Verzweifelt erklärt mir einer der Guides das System: Niedrigerer Preis, weniger Sprit; weniger Sprit, weniger Zeit; weniger Zeit – niedrigere Chance ein Nilpferd zu sehen. Eine weitere Option wäre es sich das Boot zu teilen, doch ich kann im gesamten Dorf keinen anderen Touristen ausfindig machen. Bei Frühstück rät mir Nikolai in das 25 Kilometer entfernte Wassu zu fahren und es dort zu probieren – dort seien auch die Chancen auf Nilpferde größer. Eigentlich wollte ich den flussabwärts gelegenen Ort, der für die „Gambian Stone Circles“ bekannt ist, erst morgen besuchen, doch Angesichts weniger Alternativen folge ich dem Rat. Mit einem kleinen Boot – die Fähre ist gerade kaputt – geht es für 10 Dalasi (0,13€) geht es auf die andere Seite des Flusses, von dort mit einem Buschtaxi für 50 Dalasi (0,67€) nach Wassu. In Wassu angekommen gucke ich mir als erstes die als UNESCO Weltkulturerbe ausgeschriebene gambische Äquivalent zum Englischen Stone Hedge an. Ein paar Kreise aus Steinsäulen stehen im Nichts, daneben zwei kleine strohgedeckte Rundhütten, die ein Ticketbüro und ein Museum – drei zugestaubte lieblos in den Raum gestellte Glaskästen mit Modellen – beherbergen. Auch hier bin ich der einzige Tourist. Kinder rufen mir „Toubab“ (weißer Mann) hinterher und drücken so ihre Freude aus einen Touristen im Dorf entdeckt zu haben. Drei Kilometer weiter, im nächsten Dorf, finde ich am Fluss – nachdem meine Hoffnungen schon fast erloschen waren – dann tatsächlich ein paar Boote, die Touren auf dem Gambia River anbieten könnten. 2500 Dalasi (33,66€), keine Verhandlungen! Dafür sind so wohl der Name des Bootes – Captain Hippo – als auch mein Guide zuversichtlich meinen Wunsch nach einer Flusspferdbegegnung erfüllen zu können. Gerade sei Niedrigwasser, das wäre optimal um Nilpferde zu sehen. Langsam tuckern wir das mit dichtem Dschungel bewachsene Ufer entlang, man hört Affenschreie, eine Vielzahl exotischer Vögel bevölkert die lianenbehangenen Bäume. Und dann taucht es auf: Im Schatten, versteckt in der dichten Uferbepflanzung steht keine 10 Meter von Boot entfernt ein gigantisches Nilpferd im Wasser. Kaum hat es uns gesehen, taucht es mit einem Schnauben unter. Auf dem Rückweg begegnen wir den Nilpferd noch einmal, nur den Kopf mit den zwei kleinen Ohren aus dem Wasser streckend grast es auf einer Sandbank vor sich hin. Ganze 100 Kilogramm an Grünzeug verdrückt so ein Koloss am Tag, verrät mir mein Guide. Zurück an Land stoppe ich ein vorbeifahrendes Buschtaxi und mache mich auf den Rückweg. Nachdem das Büro, dass die Zugangscodes für das öffentliche WLAN des Netzanbieters verkauft, schon zu ist, frage ich in einer der teuren Unterkünfte nach Internet und kann so den gerade laufenden Familien-FaceTime-Anruf noch beitreten. Meine Dalasi-Barschaft ist fast alle, ich habe bereits heute alles gesehen, was ich sehen wollte, und wirklich viel Schaf bekomme ich bei der Hitze und einem ratternden Ventilator auch nicht – ich würde also schon morgen Gambia wieder verlassen und mich in den südlichen Abschnitt des Senegals begeben.