Montag 23.12.2024 – Cape L’ Agulhas
Drei Stunden dauert die Fahrt von Kapstadt zu unserem heutigen Ausflugsziel – dem Cape L‘ Agulhas. Bevor wir ins Auto steigen Frühstücken wir aber erst einmal ganz entspannt. Quer durch die Cederberge und einige Obstanbaugebiete geht es dann die Küste entlang. 150 Kilometer östlich des weltberühmten Kap der Guten Hoffnung, liegt hier am Cape L‘ Agulhas der tatsächlich südlichste Punkt Kontinentalafrikas, für den das Cape of Good Hope oft fälschlicherweise gehalten wird. Direkt neben der Straße befindet sich – neben einem kleinen Denkmal mit der Inschrift „southern most point of the African continent“ – auf dem Boden eine riesige, in der Länge ganze 18 Meter messende, Reliefkarte des afrikanischen Kontinents, auf der ich den Weg, den ich gereist war, nachlaufen kann. Nach dem Mittag verlassen wir das landschaftlich schöne Kap wieder und fahren nach Bettys Bay, wo sich eine Brillenpinguin-Kolonie befindet. Anders als bei der Pinguinkolonie in Boulders Beach drängelt sich keine Touristenhorde auf einen schmalen Aussichtssteg, sondern die Pinguine watscheln frei über den Strand und den Parkplatz – auf dem weißt ein Schild daraufhin, dass vor dem Losfahren prüfen solle, dass kein Pinguin unter dem Auto liegt. Die von Bettys Bay zurück nach Kapstadt führende Straße verläuft direkt an der Küste entlang und bietet in dem allmählich golden schimmernden Licht noch einmal spektakuläre Aussichten, bevor wir am Abend, müde von dem langen Tag, wieder zuhause ankommen.
Dienstag 24.12.2024 – Christmas in Cape Town
Was verbindet man als Deutscher so absolut gar nicht mit Weihnachten? Richtig, Strand! Und genau deswegen hatten wir beschlossen den Vormittag des heutigen Tages am Strand zu verbringen. Trotz perfektem Wetter – blauer Himmel, Sonne, 25° Celsius – und obwohl Weihnachten am Strand zu sein hier auf der Südhalbkugel etwas ganz Normales ist, ist der traumhaft aussehende Strand in Noordhoek, als wir dort am Vormittag ankommen ziemlich leer. Grund dafür ist der Wind, den wir etwas unterschätzt hatten. Innerhalb kürzester Zeit sind unsere Sonnencreme-beschmierten Körper sandgestrahlt und wir sehen aus wie panierte Schnitzel – Sand in den Ohren, Sand im Mund, Sand in der Nase, Sand in allen weiteren Öffnungen, die der Körper noch so hat. Auf dem Rückweg vom Strand, fahren wir entlang des Chapmans Peak. Die schmale Panoramastraße schlängelt sich Kurve für Kurve zwischen einer Felswand und dem Atlantik entlang und bietet dabei hervorragende Aussichten – kein Wunder, dass hier schon eine Vielzahl von Autowerbungen gedreht wurden. „When it’s Christmas in Cape Town …“ tönt es derweil aus unserem Autoradio. Der Song ist eines der wenigen Weihnachtslieder, die sonniges Wetter besingen – Die meisten Weihnachtsklassiker sind nämlich auf der Nordhalbkugel geschrieben worden und handeln entsprechend von Schnee, Kälte und Dunkelheit. Am frühen Abend machen wir uns dann auf dem Weg zum Heiligabendgottesdienst der Stadtmission. Trotz Weihnachtsliedern und Krippenspiel – so 100%ig nach Weihnachten fühlt es sich nicht an. Im Anschluss an den Gottesdienst sind meine Mutter, Marion und Ich sowie einige andere Leute zum Weihnachtsessen bei der Pastorenfamilie eingeladen. Uns erwartet ein geselliger Abend mit der einen oder anderen – für mich neuen – Weihnachtstradition.
Mittwoch 25.12.2024 – Lions Head
Der Weihnachtstag ist der mit Abstand heißeste Tag seit langem. Schon am Vormittag klettern die Temperaturen auf über 30° und machen jegliche Beschäftigung unerträglich. Ursprünglich hatten wir überlegt heute noch einmal an einen Strand zu fahren, doch selbst dafür ist es zu heiß – mal davon abgesehen, dass alle Strände heute brechend voll sein dürften. Als internationale und multikulturelle Stadt, feiert ein Teil der Kapstädter nämlich – wie in England oder in den USA – erst am 25. Dezember das Weihnachtsfest. Im Schatten der Veranda trotzen Mama und Ich der Hitze tippen –jeder an seinem Laptop – vor uns hin, und springen zwischendurch immer mal wieder in den Pool, um uns abzukühlen. Als am späten Nachmittag die Temperaturen wieder in einen erträglichen Bereich fallen und die Sonne nicht mehr ganz so hoch steht, fahren wir gemeinsam mit Marion zum Löwenkopf, von dessen Spitze wir den heutigen Sonnenuntergang beobachten wollen. Nach einem schweißerregenden Aufstieg – die Sonne hat doch noch ganz schön viel Kraft – erhalten wir von oben dann den belohnenden 360° Blick und können zugucken wie die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, bevor es dann im Dunkeln mit einer Kopflampe bewaffnet den Berg wieder hinunter geht.
Donnerstag 26.12.2024 – Clifton
Nachdem gestern aus dem Strandbesuch nichts geworden ist, machen wir uns heute auf dem Weg nach Clifton und legen uns dort an den gleichnamigen Strand. Während man hier optimal unter einem Sonnenschirm liegen und Vitamin D tanken kann, ist der Strand zum Schwimmen weniger geeignet. Nicht nur zieh einen eine gefährliche Unterströmung vom Strand weg, vor allem ist das Wasser aber einfach eiskalt. Schon nach kürzester Zeit fangen sämtliche Gliedmaßen vor Kälte an zu kribbeln – da ist selbst die Ostsee wärmer! Statt also schwimmen zu gehen, leihen wir uns bei einem der am Strand stehenden Zelte ein Kajak und paddeln damit durch die Bucht. Als wir wieder zuhause sind packt Marion ihre Sachen – sie würde nun wieder nach Johannesburg fahren. Meine Mutter und ich erholen uns den restlichen Nachmittag und kochen am Abend gemeinsam.
Freitag 27.12.2024 – Waterfront
Das meine Mutter nach fünf Tagen in Kapstadt immer noch nicht im touristischen Zentrum der Stadt, der Waterfront, gewesen war, geht natürlich nicht – die besuchen wir also am heutigen Vormittag. Nachdem wir einige Zeit gemeinsam durch die Geschäfte der dortigen Mall geschlendert sind, kapsle ich mich ab und drehe eine Runde durch die Marina. Die meisten Boote liegen still und verlassen da – es scheint, als seien die meisten Segler noch im Weihnachtsurlaub. Der einzige Mann den ich antreffe, erzählt mir das ich spät dran sei – letzte Woche sei hier schonmal jemand mit demselben Anliegen über die Stege gelaufen. Erst ärgere ich mich über die scheinbare Konkurrenz, dann denke ich noch einmal nach – Letzte Woche? Wahrscheinlich meint der mich! – und freue mich dass die Segler, die mir letzte Woche versprochen hatten mein Anliegen zu verbreiten, dies scheinbar tatsächlich gemacht hatten. Zum Mittag gehen Mama und Ich in das Restaurant des Yacht Clubs, wo ich danach ebenfalls noch einmal eine Runde über die Piers laufe. Hier ist es nicht nur ruhig, es fehlen auch viele Boote. Der Steg mit den internationalen Yachten hat sich sichtlich geleert – sehr zur Freude einiger dort nun vor sich hin dösender Seehunde. Eigentlich war unser Plan am Abend auf den Tafelberg zu gehen um von dort dem Sonnenuntergang zuzugucken, doch als wir an dessen Fuße stehen verhüllt eine dichte Wolke dessen Plateau. Durch die Temperatur- und Winddynamik der steilen Hänge des Tafelberges kann selbst wenn der gesamte restliche Himmel wolkenlos ist eine dichte Wolkendecke – umgangssprachlich als die Tischdecke bezeichnet – auf der markanten Felsformation hängen. Wir ändern also unseren Plan und fahren für den Sonnenuntergang an den Strand in Camps Bay.
Samstag 28.12.2024 – Vogelperspektive
Zu Weihnachten hatte ich von meinen Eltern einen Helikopterrundflug geschenkt bekommen. Nachdem wir den Vormittag ruhig zuhause verbracht haben, machen wir uns am Nachmittag also auf den Weg zum an der Waterfront gelegenen Helipad. Im Minutentakt startet hier ein Helikopter nach dem anderen, um zahlungswilligen Touristen die Mother City und die Kap-Halbinsel aus der Vogelperspektive zu zeigen. Nachdem es erst hieß, ich hätte einen Helikopter für mich, steige ich dann doch gemeinsam mit einer jungen Familie in einen Helikopter und darf dafür dann bei der längeren Tour – eigentlich hatte ich eine kürzere gebucht – mitfliegen. Und sogar mein Wunsch vorne zu sitzen, wird mir erfüllt. Sanft hebt der Helikopter von der Landeplattform ab dreht dann eine Runde über der Tafelbucht, um einem die Möglichkeit für ein ikonisches „Kapstadt von oben“-Foto zu bieten, bevor der Pilot dann zu dem Rundflug über die Kap-Halbinsel ansetzt. Als die Kufen des Helikopters nach 25-Minuten wieder auf den Boden aufsetzten wäre ich am liebsten sitzen geblieben und gleich noch eine Runde geflogen, doch stattdessen machen wir uns auf den Weg zum Tafelberg, auf dem heute keine Wolke festhängt. Nachdem ich bereits einmal dort hoch gelaufen bin, entscheiden wir uns heute für die Seilbahn, die einen wesentlich Schweißfreier noch oben bringt – dafür allerdings mit Wartezeit. Um wieder herunterzukommen beträgt die Wartezeit vor der Bergstation ganze zwei Stunden. Da die letzte Gondel allerdings um 21 Uhr fährt, können wir den Sonnenuntergang nur aus der Warteschlange heraus beobachten.
Sonntag 29.12.2024 – Bloubergstrand
Jeden Morgen dieses Jahres hatte ich einige Kapitel der Bibel gelesen. Nach 364 Tagen war es nun so weit – ich hatte das Buch der Bücher einmal komplett durchgelesen. Nach einem gemütlichen Frühstück machen wir uns auf den Weg zur „Hillsong Church“, wo wir einen der morgendlichen Gottesdienste besuchen. Und auch nach dem Gottesdienst bleiben wir in Century City: Direkt neben der Kirche liegt nämlich mit der „Canal Walk Mall“ das größte Shoppingzentrum des gesamten Western Cape – und in Südafrika haben die Geschäfte auch am Sonntag auf. Stundenlang schlendern wir durch die schlicht endlosen Gänge des überdimensionalen Konsumtempels. Am Abend machen wir uns auf den Weg zu einer weiteren Sonnenuntergangs-Destination – Bloubergstrand. Der Strand der Ortschaft liegt genau auf der anderen Seite der Tafelbucht, als das Kapstädter Stadtzentrum. Dementsprechend hat man von Bloubergstrand einen atemberaubenden Blick auf die Skyline Kapstadts: Links der Devils Peak, daneben der Tafelberg, und ganz rechts der Lions Head mit dem Signal Hill.
Schön war’s!