Freitag 11.08.2023 – Etwas im Magen
Lange schlafen war nicht. Bereits um 08.30 Uhr wollten wir alle im Zug nach Venedig sitzen. Vorher mussten wir noch unsere Sachen packen und Frühstücken. Eigentlich wäre Venedig auch schon mein nächstes Ziel gewesen, doch Pläne ändern sich. Einige Tage zuvor hatte mich Paul angeschrieben, ein ehemaliger Klassenkamerad von mir. Gemeinsam mit zwei weiteren Jungs aus unserem ehemaligen Jahrgang, machte auch er einen Interrail-Trip. Schon vor dem Abi hatten wir festgestellt, dass unsere Routen sich ähneln. Der Gedanke einen Teil der Tour gemeinsam zu verbringen war also nicht fern, jedoch hatten wir bis dato keine passende Lösung gefunden. Nun aber, war ich mit der Dolomitendurchquerung schneller fertig als geplant. Dazu kam, dass mein übernächstes Ziel, ein kleiner See in Slowenien, von heftigen Unwetter getroffen wurde und ich daher daran zweifelte, ob ich dort wirklich hinkönne. Mit der neuen Ausgangslage schafften wir es tatsächlich einen Treffpunkt zu finden: Neapel. Nachdem ich mich in Venedig von Jared, Sarah und Thijs verabschiedet hatte, ging es für mich also weiter nach Süditalien. Jared und Sarah fuhren weiter nach Mailand, um von dort über Paris zurück nach Australien zu fliegen und Thijs fuhr zurück in die Niederlande. Langweilig war mir auf der Zugfahrt nicht. Nachdem ich acht Tage nur sporadisch Internet hatte, hatte ich einiges nachzuholen. Ein Kunde hatte bereits nach meinem Wohlergehen gefragt, da er eine solch lange Antwortzeit von mir nicht gewohnt war. So verbrachte ich die sechs Stunden lange Zugfahrt nach Neapel damit YouTube zu gucken, Internetseiten zu aktualisieren und meine bisherigen Eindrücke für den ersten Blog-Post niederzuschreiben.
Als ich in Neapel ankam rief ich als Erstes Paul an. Er nannte mir eine U-Bahn-Station zu der ich kommen sollte. Nachdem ich einem Nervenzusammenbruch am Ticketautomaten knapp entkommen war, freute ich mich, als ich sah, dass die nächste U-Bahn bereits in wenigen Minuten kommen sollte. Sollte – denn nach zwanzig Minuten stand immer noch dieselbe Wartezeit auf der Anzeige. Knapp eine Stunde nachdem ich mit Paul telefoniert hatte, kam ich dann aus dem Ausgang der genannten U-Bahn Station, wo die anderen bereits warteten.
Obwohl ich den ganzen Tag eigentlich nur gesessen hatte, war ich komplett fertig. Meinen Hunger stillte ich mit einer 3€-Handpizza, bevor mich Nikolai dann ins Appartement begleitete. Auch wenn ich mich inzwischen an den großen Rucksack gewöhnt hatte, war es dennoch immer wieder eine Erleichterung diesen irgendwo abstellen zu können. Nach ein paar Stunden Verschnaufpause ging es dann wieder zurück in die Stadt. Auf einem Platz war eine große Bühne aufgebaut, wo ein italienisches Comedy-Programm lief. Auch wenn wir nichts verstanden, blieben wir dort erst einmal sitzen. Zum Abendbrot gab es eine weitere Handpizza. Henry hatte inzwischen ein Programm für die Bühne gefunden. Vor einigen Minuten hätte das Comedyprogramm von einer Band abgelöst werden sollen – die wollten wir noch abwarten. Nachdem die Comedians weitere zehn Minuten die Bühne füllten, entschieden Paul und Ich uns, zum Hafen zu laufen. Wir trafen auf einen kleinen Stand der etwas, für uns nicht erkennbares, Fleischartiges anbot. Ich fragte. Einer der Männer an dem Stand nuschelte etwas Unverständliches auf Italienisch, dann grunzte er. Aha, irgendetwas vom Schwein also. Der Besitzer des Standes schnitt zwei Stücke ab, salzte diese kräftig und gab mir zu verstehen, dass ich probieren solle. Nach einem leichten Zögern verschwand das, was auch immer es genau war, in meinem Mund. Mein Blick muss wohl nicht all zu überzeugend gewesen sein, denn Paul ließ sein Probierstück daraufhin dankend liegen. Die Konsistenz war zäh. Von dem Fleisch schmeckte man kaum etwas, das meiste war einfach nur Salz. Als wir auf dem Rückweg wieder an dem Stand vorbeikamen bat ich den Besitzer den Namen, von dem was ich da gegessen hatte, in mein Handy einzutippen: Ich hatte also Schweinemagen probiert. Bähh. Als wir wieder an der Bühne ankamen, begann die Band gerade zu spielen. Wir lauschten noch einige Minuten der Musik, bevor wir uns dann auf den Weg ins Appartement machten.
Samstag 12.08.2023 – Erstens kommt es anders, und zweitens als geplant
Obwohl wir einen Wecker auf acht Uhr gestellt hatten dauerte es bis kurz vor zwölf, bis wir alle wach und geduscht waren. Der Plan für heute: Erst nach Pompeji, dann auf den Vesuv und abends irgendwo Feiern. Schnell hatten wir die Tickets für Pompeji und dazu passende Zugtickets gebucht und machten uns auf den Weg zum Bahnhof. Zum Frühstück – oder eher Brunch – gab es – Überraschung – Handpizza. Nach einer Stunde Zugfahrt und einer halben Stunde Fußmarsch erreichten wir die berühmt berüchtigte Ruinenstadt. Wir guckten uns eine Straße nach der anderen an – nach einiger Zeit hatten wir die Übersicht völlig verloren. Als wir gegen 17.00 Uhr realisierten, dass wir den Vesuv heute nicht mehr schaffen würden, ließen wir uns Zeit und erkundeten auch noch die letzten Winkel der Ausgrabungsstätte. Nach über 25.000 Schritten machten wir uns dann wieder auf den Weg zum Bahnhof. Gut eine Stunde warteten wir auf den Zug. Als wir dann im Zug saßen realisierte jeder von uns, noch bevor es einer zu sagen wagte, dass das mit dem Feiern heute nichts mehr werden würde – viel zu fertig waren wir. Wir hielten also nur kurz in der Innenstadt um etwas zu Essen – Handpizza. Es folgte ein Speedeinkauf – der Supermarkt schloss in zwei Minuten. Dann machten wir uns auch schon wieder auf den Weg ins Appartement. Es kam mir so vor, als ob wir kaum etwas gemacht hätten – nur eine Sehenswürdigkeit hatten wir uns heute angeschaut – und dennoch, war ich unendlich glücklich, als ich mich einfach in das Bett fallen lassen konnte.
Sonntag 13.08.2023 – Kurz vor knapp
Ausschlafen! Bevor wir gestern ins Bett gegangen waren hatten wir Tickets für den Vesuv reserviert. Allerdings gab es nur noch welche gegen 17.00 Uhr und so konnten wir heute ausschlafen. Als wir wach waren begannen wir nach passenden Zügen zu suchen. In eineinhalb Stunden? Das schaffen wir. Wir machten uns auf den Weg zur U-Bahn Station und wollten uns, wie die letzten Tage auch, unser Tagesticket kaufen – Doch der Schalter war geschlossen. Ein Passant versuchte uns zu erklären, dass wir auch ohne Ticket durch die Sicherheitsschranken kamen. So saßen wir in der Station und warteten und warteten und warteten. Die Anzeige funktionierte nicht. Die Zeit bis wir unseren Zug erreichen mussten wurde immer kürzer. Kamen Sonntags keine U-Bahnen? Brauchte man deshalb kein Ticket? In der Zwischenzeit waren in der Gegenrichtung bereits zwei Bahnen vorbeigefahren. Noch wenige Minuten dann würden wir unseren Zug verpassen. Wenn wir unseren Zug nicht bekämen, bekämen wir den Bus nicht. Und wenn wir den Bus nicht bekämen, würden wir niemals um 17.00 Uhr auf dem Vesuv stehen. Dann, im letzten Moment, kam die U-Bahn. So, wie es aussah, hatten wir am Hauptbahnhof nicht einmal fünf Minuten zum Umsteigen. Als die Türen sich öffneten, rannten wir los. Treppe hoch. Über die Straße. In den Bahnhof. Links. Treppe runter. Um Haaresbreite erreichten wir unseren Zug und ließen uns zufrieden in die Sitze fallen. Im Pompeji stiegen wir aus. Zwei Kilometer waren es zur Busstation. Jeder den man nach der Station fragte, wollte einem ein Ticket für einen Privatshuttle verkaufen, anstatt einem den Weg zur öffentlichen Buslinie zu zeigen. Dennoch fanden wir die Haltestelle und wurden positiv überrascht. Anders als recherchiert fuhren die Busse häufiger. So waren wir bereits eineinhalb Stunden vor Führungsbeginn auf dem Parkplatz des Vesuv und warteten. Dann liefen wir zum Krater. Ein Führer begann gerade eine deutschsprachige Führung, der wir uns spontan anschlossen. Der Krater und der Blick auf die vor uns liegende Bucht von Neapel waren beeindruckend. Unsere Fähigkeit dies nach außen zu transportieren eher weniger: „Joa, ’nen Loch halt“. Als wir wieder auf dem Parkplatz ankamen, mussten wir feststellen, dass es bereits später war als gedacht. Der letzte öffentliche Bus war schon weg. Geradeso schafften wir es noch in einen „Express-Shuttle“ der zwar nicht nach Pompeji, aber in ein anderes Dorf mit Zuganbindung fuhr. Eigentlich wollten wir an dem Abend in eine Pizzeria gehen, in der es eine der „besten Pizzen der Welt“ gab. Neapel war immerhin der Geburtsort der Pizza. Doch nachdem wir die Schlage vor dem Restaurant gesehen hatten, entschieden wir uns ein weiteres Mal für die 3€-Handpizza, bevor es ins Appartement ging.
Montag 14.08.2023 – Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Ein weiteres Mal klingelte der Wecker früh. Schon um halb acht verabschiedete ich mich – wer weiß, ob man sich vor meiner Weltreise nochmal sieht – von Nikolai, Henry und Paul und machte mich auf den Weg zur U-Bahn Station. „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ und so lautete mein nächstes Ziel Venedig. Als ich auf meiner Dolomitendurchquerung Bilder von den Nudeln mit Ketchup schickte, bekam ich scharfe Kritik von einer Klassenkameradin: „Hast du kein Pesto?“. Erst war der Plan, dass Stella mir Pesto nach Venedig schickt und irgendwie – wie weiß ich auch nicht – wurde daraus ein „Ich kann auch nach Venedig kommen“. Und so traf ich am Bahnhof in Venedig auf die nächste Person aus meiner ehemaligen Klasse. Nachdem wir unsere Betten im Hostel bezogen, etwas gegessen und einkauft hatten, machten wir uns auf den Weg ins Zentrum der Lagunenstadt. Jared hatte mir empfohlen hier für einige Stunden das Handy auszuschalten um sich in den kleineren Gassen abseits der Touristenmassen zu verlieren. Das klappte unglaublich gut. Mehre Stunden liefen wir ohne jegliche Orientierung durch die Gassen, entdeckten viele schöne Orte und kamen nicht an einer der Sehenswürdigkeiten vorbei. Erst als wir zurück ins Hostel wollten, zückten wir das Handy und ließen uns zurück zum Bahnhof navigieren.
Dienstag 15.08.2023 – Sightseeing & Siesta
Am nächsten Morgen schliefen wir erst einmal aus. Zum Frühstück gab es Brötchen – und echtes Nutella. Dann wollten wir den Teil von Venedig sehen, den wir am Vortag noch nicht gesehen hatten. Wir suchten also die Top-Sehenswürdigkeiten heraus und erstellten eine Route entlang dieser. Bis zum Mittag hatten wir so alles was in Venedig offenbar sehenswert war gesehen. Wir verbrachten gut eine weitere Stunde damit das günstigste Restaurant in Venedig zu finden. Mit mehr oder weniger Erfolg. Es stellte sich heraus, dass das zweite Restaurant, das wir gesehen hatten, das günstigste war. Dieses lag inzwischen aber einige Kilometer hinter uns. Also gingen wir doch einfach in das nächstbeste Restaurant. Nach dem Mittag ging es dann noch etwas durch die Souvenirläden, bevor wir zur „Siesta“ ins Hostel zurückkehrten. Ich nutze die Kombination aus Zeit, Strom und Internet, um meine Bilder zu sichern und die Fotos und Berichte aus den Dolomiten zu posten. Gerüchteweise hatten wir gehört, dass in Italien heute ein Feiertag wäre, der in der Regel mit einem abendlichen Feuerwerk gefeiert wird. Doch die Google-Suche führte uns zu keinem Ergebnis und wir mussten auf die Erfahrung eines Feuerwerks in Venedig verzichten. Stattdessen liefen wir noch einmal im Dunkeln durch die Stadt. Als wir am Abend ins Hostel zurückkehrten, schliefen bereits die Meisten, also verschoben wir das Packen auf den nächsten Tag. Meine Zeit in Venedig war nun schon wieder vorbei. Es wurde Zeit für das nächste Ziel.
Möchtest du Donnerstag Abend Pizza😊?
klar, immer gerne 🙂
..aber nur auf die Hand, wobei vorweg vielleicht ne Kartoffelsuppe und dann ein Rumsteak…
Danke für den tollen Einblick