Sonntag 22.10.2023 – Hektik am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen
Es war kurz nach sieben als Igor aus seinem Zimmer in das Bad stützte. „Wie lange noch?“ fragte ich. Wenige Minuten später – auf dem Rückweg ins Zimmer – bekam ich dann meine Antwort: „Eine Stunde.“ „Fuck!“. Nicht wollte heute weiter. Auch Igor würde Amsterdam heute verlassen. Sein Zug fuhr in einer knappen Stunde und weder er, noch ich hatten unsere Sachen fertig gepackt. Hektisch sprang ich von Schlafcouch, schnappte mir mein Handtuch und sprang unter die Dusche. Verzweifelt versuchte ich – so schnell wie möglich – alle meine Sachen so in meinem Rucksack zu verstauen, dass ich diesen irgendwie zubekam und dennoch nichts vergaß. Schnell noch einen Toast essen. Dann kam Igor mit gepackter Tasche aus seinem Zimmer. „Du kannst sonst auch länger hier bleiben, schmeiß den Schlüssel einfach in den Briefkasten. Ich muss in einer Minute los – das schaffst du eh nicht mehr!“. Ruhe löste die Hektik ab, genüsslich aß ich die letzten Scheiben Toast mit Spekulatiuscreme. Dann beschriftete ich den Pappkarton, den ich gestern von der Arbeit mitgebracht hatte – „Utrecht“. Zu Fuß machte ich mich auf den dreißig minütigen Weg zu einer Autobahnauffahrt. Laut der Internetseite „hitchwiki“ sollte man dort meist in weniger als zehn Minuten mitgenommen werden. An einer Ampel stellte ich meinen Rucksack ab bevor ich mein Schild hochhielt und mich mit ausgestrecktem Arm an die Straße stellte. Tatsächlich dauerte es nur knappe zehn Minuten bis mich ein silberner Chrysler auf die Autobahn brachte und mich nach zwanzig Kilometern an einer großen Raststätte rausließ. Einen Autofahrer nach dem anderen sprach ich an, doch niemand fuhr in meine Zielrichtung. Nach zwei Stunden gesellten sich ein Pärchen zu mir, welches versuchte nach Frankreich zu kommen. Während die beiden sich mit ihren Schild an der Ausfahrt des Rastplatzes niederließen, verfolgte ich weiter meine Taktik die Leute an der Tankstelle direkt anzusprechen. Nach einer weiteren halben Stunde hatte ich Erfolg. Ein Auto mit belgischen Kennzeichen. Man könne mich bis kurz vor Brüssel – das war nämlich mein nächstes Ziel – mitnehmen. Doch es gab noch ein Problem der Tankdeckel des BMWs ließ sich nicht mehr öffnen. Ein paar Google Suchen später, war der Tankdeckel offen, der Tank wieder voll und ich saß auf der Rückbank des Wagens – eigequetscht zwischen meinem Rucksack und einem der Belgier. Nach zwei Stunden Fahrt ließ man mich in einem kleinen Dorf zwanzig Kilometer vor Brüssel raus. Die Straße führte angeblich direkt nach Brüssel ohne eine einzige Kurve nach Brüssel – quasi Luftlinie. Kaum hielt ich mein Schild hoch stoppe schon das erste Auto. Man könne mich zehn Kilometer mitnehmen. Ich lehnte – in der Hoffnung ganz bis nach Brüssel zu kommen ab. Keine zwei Minuten später hielt das nächste Auto. Ein Lieferwagen – nach Brüssel. Ich stieg ein. Auf meine Frage, wo nach Brüssel er fahre, erwiderte mein Fahrer, dass er kein Englisch spreche – nur Französisch. Er rief seine Frau an, welche mir dann auf Englisch erklärte, dass wenn ich die Adresse in sein Handy eintippte er mich bis nach Hause bringen könnte. Als der Lieferwagen um die bog, lief Henry – ein ehemaliger Klassenkamerad von mir – gerade auf seine Haustür zu. Er machte hier in Brüssel einen Freiwilligendienst und hatte mich eingeladen vorbeizuschauen. Ich stellte nur kurz meinen Rucksack in die Wohnung, dann machten wir uns auch schon direkt auf den Weg in die Stadt. Nachdem wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, wie das Manneken Pis abgegrast hatten, machten wir uns zum Sonnenuntergang zum Parc du Cinquantenaire auf – einer Sehenswürdigkeit, die mich etwas an das Berliner Tor erinnerte. Danach gingen wir Essen – indisch – und versackten mit ein paar anderen Freiwilligen in einer Bar. Als wir gegen halb zwölf wieder zuhause ankamen, kam Henry auf die Idee noch „kurz“ eine Waschmaschine anzustellen. Zwei Stunden und fünf Minuten brauchte diese. Wir überbrücken die Zeit mit einem Videotelefonat mit Henrys Freundin und deren Freundin. Als ich todmüde in mein Bett fiel war es inzwischen kurz vor zwei – schön, dass ich morgen ausschlafen könne.
Montag 23.10.2023 – Wie man Eisen an Eisen schleift
Um neun Uhr stand ich kurz auf, ließ Henry aus dem Haus, schloss ab, und fiel wieder in mein Bett – Henry hatte nur einen Schlüssel zu seiner Wohnung. Gegen zehn begann dann auch ich zu frühstücken. Eine der bekannten Brüsseler Sehenswürdigkeiten hatten wir gestern noch nicht abgeklappert – das Atomium. Die 105 Meter hohe Stahlskulptur stellt eine Elementarzelle des Eisens dar und steht in einem Außenbezirk von Brüssel. Abgesehen davon, dass man sich die Skulptur angucken kann, kann man auch noch auf eine Aussichtsplattform im inneren der obersten Kugel, doch das gab mein Budget nicht her. Stattdessen entdeckte ich etwas anders für mich: Nach ein paar obligatorischen Selfies und Urlaubsbildern, begann ich cinematische Aufnahmen der Sehenswürdigkeit zu machen, die ich später zu einem kurzen Reel zusammenschneiden wollte. Nach dem Atomium ging es für mich zurück in die Stadt – Bei Tageslicht wirkte die Innenstadt vollkommen anders. Auch hier machte ich ein paar Aufnahmen. Um 16.00 Uhr hatte ich eine weitere Nachhilfestunde vereinbart und machte mich dafür auf den Weg nach Hause. Als Henry wenig später nach Hause kam gingen wir erstmal einkaufen: Nudeln, Tomatensoße im Glas, Tiefkühlpizza, Toast und ein paar Äpfel. Während wir begannen die Nudel zu kochen kam uns dann noch die Idee einen Apfel-Möhren-Salat zu machen. Schnell lief ich noch einmal zum Supermarkt und holte ein paar Möhren. Während Henry den Abend über mit seinen Eltern telefonierte, schrieb ich meinen letzten Erlebnisse aus Amsterdam nieder.
Dienstag 24.10.2023 – Nicht ein Maß sondern einen Meter
Auch an diesem Morgen: Selbes Prozedere wie gestern. Ich stand auf, schloss hinter Henry ab und schlief erstmal aus. Das Wetter war heute etwas vielversprechender. Als ich gestern zurückfuhr hatte ich aus dem Bus einen Platz mit einem Riesenrad gesehen, von welchem man über die gesamte Stadt blicken konnte. Da wollte ich nun hin. Die letzten Regenwolken zogen gerade weg und hiterließen einen blauen Himmel. Danach hatte ich mir vorgenommen eine belgische Spezialität zu probieren: Waffel. Diese gab es hier an jeder Ecke in Kombination mit jeder erdenklichen Topping Variante. Ich entscheid mich ganz klassisch für „Nutella“. Eine weitere „Sehenswürdigkeit“ stand heute auf meiner Liste – das Europaparlament. Nachdem ich den riesigen Bau von außen erkundet hatte, machte ich mich auf den Weg nach Hause – kurz etwas essen und dann rein in die nächste Nachhilfestunde. Als Henry wieder zurück war überlegten wir, was wir noch machen könnten. Wir wollten auf jeden Fall noch einmal in die Stadt. Wir durchforsteten Internetseiten und trafen auf zwei Punkte eine Galerie und ein Biertasting. Auch ein weiterer Punkt erweckte meine Aufmerksamkeit. In Brüssel gab es einen 33m tiefen Indoor-Tauchturm. Doch das wäre wenn eher ein Punkt für die nächsten Tage. Nachdem wir durch die Galerie gelaufen waren und unseren Mägen an einer Dönerbude eine Grundlage gegeben hatten machten wir uns dann auf zum „Delirium Village“ – einer kneipe in der es über 2000 verschiedene Biere gab. Anders als in Deutschland gibt es in Belgien nämlich kein Reinheitsgebot, was den Brauern bei der Erfindung neuer Geschmacksrichtungen Grenzen setzten könnte. Wir bestellten einen „Meter“ – eine einen Meter lange Holzleiste, auf der in zehn verschiedenen Gläsern verschiedene Biere serviert werden. Von „normalem“ Bier, über fruchtiges Bier bis hin zu Bier mit Schinkengeschmack war alles dabei. Mit der Zeit stießen auch zwei der anderen drei Freiwilligen, die mit Henry in Brüssel waren zu uns dazu. Als unser „Meter“ leer war, zogen wir dann weiter in die nächste Bar.
Mittwoch 25.10.2023 – Wehrpflicht? Ja oder Nein?
Nachdem ich aufgestanden war, musste unbedingt mehr über diesen Tauchturm herausfinden. Laut Website kostete einer der stündlich stattfindenden Tauchgänge inklusive Ausrüstung nur 25€ – das wäre machbar. Da die Öffnungszeiten auf der Website jedoch von 2020 waren und sich nirgends ein Buchungsformular auffinden lies, beschloss ich mich einfach auf den Weg zu machen und vor Ort zu gucken. Fast eine Stunde brauchte ich um den etwas außerhalb gelegenen Tauchturm zu erreichen. Am Empfangstresen erklärte man mir, dass der Mittagstauchgang gerade in Wasser gegangen sei – Heute Abend fände ein weiterer Tauchgang statt. Und auch die Preise hatte sich deutlich erhört. Dann halt doch nicht. Ich machte mich wieder auf den Weg in die Stadt, aß eine weitere Waffel – diesmal mit Erdbeeren – und lief dann zum Europaparlament. Ich wollte ins „Parlamentarium“, das – kostenlose – Ausstellungszentrum des EU Parlaments. Knappe Zwei Stunden verbrachte ich hier und guckte mir die Ausstellungen über die EU, das Parlament und dessen Projekte an. Zurück zu Hause begann ich mich – langsam aber sicher – auf die Suche nach einer Unterkunft in Luxembourg City, meinem nächsten Zielort zu machen und schrieb ein paar Nachrichten an passende Couchsurfing-Hosts. Am Abend fuhren Henry und ich noch einmal in die Stadt. Eine der Mitfreiwilligen, Selma, hatte ihre Mutter zu Besuch und uns angeboten uns, wenn sie abends in die Bar gingen, dazuzugesellen. Den gesamten Abend führten wir eine Diskussion über die Wiederaufnahme des Wehrdienstes, die wir schon am vorherigen Abend begonnen hatten. Als einige Stunden später klar war, dass wir nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen würden, machten wir uns, nach einem kleinen Mitternachtssnack an der Frittenbude viel später als geplant auf den Weg zurück nach Hause. Das mit „Heute machen wir nicht so lang“ hatte – wie schon die letzten Tage – irgendwie nicht so wirklich funktioniert.
Donnerstag 26.10.2023 – Alles wie zuhause
Heute war unser Plan nach Brügge, einer Stadt an der Belgischen Küste, zu fahren. Doch wir wollten uns erst gegen Mittag auf den Weg machen. Den Vormittag verbrachten ich also damit auszuschlafen, meine Bilder der letzten Wochen zu sichern, zu sichten und zu einem Instagram Post zusammenzustellen. Dann begann ich wieder in das Thema, Schlafplatz in Luxembourg suchen. Inzwischen hatte ich von zwei Hosts eine Absage erhalten: Sie würden mich gerne hosten, doch wären aktuell selbst unterwegs. Ich schrieb also noch ein paar weitre Anfragen und wagte es dann schon einmal zu gucken, wie es denn um Hosts in Paris stünde. Was ich sah überraschte mich – Von drei Pariser Hosts deren Profile ich mir anguckte, waren drei Teil der FKK-Bewegung und erwarteten von ihren Gästen zuhause nackt herumzulaufen. Nein, danke! Henry und ich mussten nun los. Der Bus hatte – aufgrund einer Umleitung – massig Verzögerung und so mussten wir die letzten sechs Minuten Fußweg von der Bushaltestelle zum Bahnhof irgendwie in einer Minute schaffen. Zum Glück hatte der Zug Verspätung, sodass wir ihm Bahnhof nach Luft japsend noch einmal fünf Minuten warten konnten. So etwas gibt es also nicht nur in Deutschland. In Brügge angekommen erkundeten wir gemeinsam mit einer Freundin von Henry und deren Bruder die historische Altstadt, aßen eine Waffel und trafen auf eine „Beer Wall“ – eine Wand in der tausende verschiedene Biere präsentiert wurden. Am frühen Abend machten wir uns auf den Rückweg. Im Zug gab ich am Laptop eine weitere Nachhilfestunde, die Dank des schlechten Mobilfunkempfangs jedoch sehr mäßig verlief. Auch das war also kein Deutsches Privileg. Zurück in Brüssel holten wir uns im Supermarkt kurz etwas zu essen, bevor wir uns auf zum Place du Luxembourg – dem Platz vorm EU-Parlament machten. Jeden Donnerstag feierten hier die hunderten Praktikanten der Parlamentsabgeordneten bis spät in die Nacht. Nach einiger Zeit wurde uns langweilig und wir machten uns – heute mal einigermaßen früh – wieder auf den Weg nach Hause. Inzwischen hatte sich ein Couchsurfing Host bei mir gemeldet, der mich „vielleicht für die erste Nacht“ hosten könne.
Freitag 27.10.2023 – Nichts ist wie geplant
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war das Erste, was ich auf meinem Handy entdeckte die Absage des Couchsurfing Hosts „Sorry, aber dieses Wochenende passt einfach blöd“. Um zehn begann mein Tag dann – viel zu früh – mit einer Nachhilfestunde. Danach musste ich eine Lösung für mein Unterkunftsproblem finden. 35€ nahm das günstigste Hostel pro Nacht – das könnte ich zwar bezahlen, aber wirklich leisten könnte ich mir das nicht. Mir kam eine weitere Idee. Vor ein paar Jahren hatten zwei christliche Radreisende eine Mail an unsere Kirche in Rendsburg geschickt und gefragt, ob sie in unserem Jugendraum übernachten könnten. Diesem Beispiel könnte ich folgen. Ich schrieb also schnelle Mails an zwei englischsprachige Gemeinden in Luxemburg. Wenig später zeigten sich erste Resultate. Ich erhielt Nachrichten von Leuten – etwas außerhalb der Stadt – die mich irgendwie unterbringen könnten und wurde zu einem Treffen, das heute Abend stattfinden sollte eingeladen. Nach dem ich alle Nachrichten damit beantwortete, dass ich zu dem Treffen kommen würde und wir dann da gucken könnten, rief ich kurz meine Eltern an um sie über den aktuellen Stand zu informieren. Zudem würde ich diesmal nicht trampen sondern Zug fahren, der Zug nach Luxemburg kostete nämlich nur knappe neun Euro. Nachdem Henry von der Arbeit zurück war, machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Der Zug stand schon auf der Anzeige. Es kurz, dann erschien dort auch noch der Hinweis „Heute sieben Minuten später“. Dann fuhr ein Zug ein. Ich konnte die Ansage jedoch nicht verstehen und ging davon aus, dass es sich um einen Zug handeln müsse, der vor meinem kommen würde. Als der Zug den Bahnhof verließ und die Anzeige verschwand, verstand dann auch ich das das mein Zug gewesen wäre. Na super! Der nächste Zug käme in einer Stunde. Kurz vor neun kam ich in Luxembourg an und wurde an Bahnhof schon erwartet. Nachdem wir sehr lecker gegessen und uns ausgetauscht hatten kam dann die Frage auf – Wo bleib ich heute Nacht? Nach einigen hin und her, meinte einer aus der Gruppe, er hätte ein Zimmer in Kirchberg, in dem ich schlafen könne. Ich stieg ins Auto, wir fuhren eine Weile – Wohin genau? Keine Ahnung. Kirchberg sagte mir nichts – dann stand ich in einem Haus und bekam ein kleines fensterloses Zimmer eingerichtet mit einem Bett, einem Nachttisch und einem kleinen Schreibtisch zugeteilt. Henry, so hieß mein Gastgeber gab mir das WLAN Passwort und seine Handynummer und verschwand daraufhin mit den Worten „Wenn was ist, meld dich“ aus der Haustür. Ich zückte erstmal mein Handy und guckte wo ich war. Glück gehabt! Kirchberg war scheinbar ein Stadtteil von Luxemburg und nicht das nächste Dorf. Auch gab es alle zehn Minuten einen Bus der in einer halbe Stunde das Zentrum der Hauptstadt erreichte. Perfekt! Beruhigt legte ich mich ins Bett und schlief ein.
Samstag 28.10.2023 – Ein erlebnisreicher Tag
Seit langem hatte ich mir mal wieder einen Wecker gestellt. Schließlich würde ich nicht allzu lange in Luxemburg bleiben, und wollte auch etwas von der Stadt sehen. Bevor ich mich auf den Weg machte schickte ich noch schnell eine Anfrage einen nicht-FKK Host in Paris. Mit einem Bus machte ich mich dann auf den Weg in das Stadtzentrum und entdeckte schon im vorbeifahren eine Kirche, die ich zuvor im Internet gesehen hatte. Nachdem ich mir in einem Supermarkt zwei Apfelstrudel zum Frühstück gekauft hatte, war die Kathedrale war dann auch direkt mein erstes Ziel. Danach machte ich mich auf den Weg in die Altstadt. Diese lag – eine Ebene tiefer – unterhalb einer Sandsteinklippe. Durch den anhaltenden Nieselregen lief ich entlang der Corniche – dem angeblichen schönsten Balkon Europas – erstmal oberhalb der Klippe entlang und hatte dabei einen grandiosen Blick über die Altstadt. Auf der unteren Ebene entdeckte ich auf dem Weg zu einer Brücke, die ich auf Fotos gesehen hatte, das lokale Museum für Naturgeschichte. Da der Eintritt unter 21 Jahren frei war, nutzte ich die Chance durch die Ausstellung zu laufen. Dabei gab es einen entscheidenden Vorteil: Alle Schilder waren auch – sogar primär – in deutscher Sprache beschriftet, weil Deutsch in Luxemburg eine von drei offiziellen Amtssprachen ist. Als ich durch alle Bereiche des Museums durchgeschlendert war, machte ich mich dann noch kurz auf den Weg zu der Brücke, die ich eigentlich gesucht hatte. Am Nachmittag hatte ich eine Nachhilfestunde, weshalb es für mich erstmal wieder in mein kleines Zimmer ging. Auf dem Weg dorthin machte ich noch einige weitere schöne Entdeckung – im Keller des Hauses standen zwei Waschmaschinen, von denen ich eine umgehend mit meiner Schmutzwäsche füllte. Zudem verpasste ich meine eigentliche Haltestelle und fand so eine riesige Shoppingmal nur wenige Minuten von meinem Zimmerchen entfernt. Auf der Busfahrt hatte ich des weiteren noch einmal nach Couchsurfing Hosts in Paris gesucht – meine bisher einzige Anfrage war noch nicht beantwortet worden – und war fündig geworden: Ein 22 jähriger Deutscher, der ein Jahr Togo verbracht hatte, nun in Paris studierte und dessen Art und Mindset direkt sympathisch auf mich wirkten. Kaum hatte ich meine Anfrage gesendet kam schon die Antwort „Bjarne hat deine Anfrage akzeptiert“. Ich konnte also vollkommen entspannt in meine Nachhilfestunde starten. Danach wollte ich mir Nudeln machen. Es scheiterte daran, dass es in der Küche keine Töpfe gab und mein eigener Topf aus Aluminium – und somit auf dem Induktionsherd nicht funktionsfähig – war. Gegen Abend machte ich mich ein weiteres Mal auf den Weg in die Stadt und erkundete einen Panoramafahrstuhl und einen Palast. Aus Langeweile schaltete ich die Hangout-Funktion meiner Couchsurfing App ein, die es ermöglichen soll sich mit andern Reisenden und Locals für spontane Treffen zu vernetzten – und traf mich eine halbe Stunde später mit Soufiane – einem in Luxembourg lebenden Marokkaner. Gemeinsam spazierten wir knappe drei Stunden durch die Innenstadt, veranstalteten ein Fotoshooting und unterhielten uns im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und die Welt. Auf dem Rückweg nach Hause war ich so ein mein Handy und die Musik auf meinen Kopfhörern vertieft, dass ich meine Haltestelle ein weiteres Mal verpasste. Diesmal schreckte ich jedoch erst auf als der Bus auf die Autobahn fuhr. Bei der nächsten Gelegenheit steigt ich irgendwo im nirgendwo aus und wartete auf einen anderen Bus der mich wieder zurück brachte. Als ich um viertel nach zehn dann endlich zuhause war fiel ich müde in mein Bett.
Sonntag 29.10.2023 – Chill out, it’s Sunday!
Pünktlich um 11.00 Uhr erschein ich – Dank der Zeitumstellung tatsächlich ausgeschlafen – zum Gottesdienst der „All Nations Church of Luxembourg“. Mein ganzes Leben war ich der Meinung gewesen, dass ich die meisten englischen Worship Songs kennen würde, selbst in Peru hatte ich die Songs gekannt, doch hier kannte ich – obwohl sie alle auf Englisch waren – nicht einen der Songs. Nach dem Gottesdienst musste ich mich dann auch direkt wieder auf den Weg machen. Ich war zum monatlichen Treffen der „Youngish Adults Group“ eingeladen, welches in einem kleinen Café in der Innenstadt stattfand. Den Ferien und einen krankheitsbedingten Ausfällen zur Folge trafen waren wir uns nur dritt, was allerdings nichts ausmachte. Auch so hatten eine Menge gute Gespräche und Spaß. Nach dem Treffen machte ich mich wieder auf den Weg nach Hause – ich hatte vor dem Gottesdienst noch eine weitere Waschmaschine angestellt, die nun aufgehangen werden musste. Gestern hatte Soufiane mir angeboten am heutigen Nachmittag in ein Thermalbad zu gehen. Da das Wetter zu nichts anderem einlud, schrieb ich ihn also an und setzte mich, auf eine Antwort wartend, an meinen Laptop. Als Soufiane antwortete war es bereits zu spät – es waren nur noch zwei Stunden bis das Thermalbad schloss – inklusive einer Stunde Fahrtzeit. Ich blieb also auf meinem Bett liegen und tippe fleißig weiter an meinem Blog. Gegen Abend machte ich dann mich ein weiteres Mal auf de Weg in die Stadt – Sonnenuntergang gucken und etwas zu essen kaufen. Für Ersteres war allerdings zu spät. In meiner Zeitplanung hatte ich nicht mit einberechnet, dass die Sonne durch die Zeitumstellung heute eine Stunde früher als gestern unterging. Den Sonnenuntergang musste ich also aus dem Busfenster, anstatt wie geplant vom den Klippen, verfolgen. Mist! Den restlichen Abend gammelte ich Chips essend im Bett herum, packte meine Sachen und schlief früh ein – der morgige Tag könnte anstrengend werden.
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