Montag 21.08.2023 – Wir müssen leider draußen bleiben!
Für heute hatte ich nicht viel geplant. Einzig und allein meine Wäsche wollte ich waschen und dann um 16.00 Uhr rechtzeitig am Busterminal stehen. Am Vortag hatte mir einen FlixBus in den kleinen montenegrinischen Ort Kotor gebucht. Aber beginnen wir mit Punkt Eins. Inzwischen hatte ich alle meine Klamotten einmal durchgetragen und so musste ich waschen. Oder besser gesagt: Waschen lassen. Mein Bettnachbar in dem Hostel hatte mir verraten, dass es eine Wäscherei gäbe, in der für nur zehn Euro deine gesamte Wäsche gewaschen und getrocknet wurde – im Waschsalon kostete die Nutzung von Waschmaschine und Trockner fünf Euro mehr – und das ohne Service. Nachdem ich ausgeschlafen hatte machte ich mich also zusammen mit einer weiteren Reisenden aus dem Hostel auf den Weg zur besagten Wäscherei und gab meine Schmutzwäsche ab. Da ich alle meine Klamotten abgab lief ich nun Oberkörperfrei nur in Badehose durch die Stadt. Dann machte ich mich gemeinsam mit meinem Bettnachbarn auf zum Strand. Knapp drei Stunden lagen wir einfach am Strand und dösten vor uns hin. Zwischendurch kühlten wir uns immer wieder ab. Um 14.00 Uhr konnte ich meine Wäsche wieder abholen. Mit frisch gewaschenen Sachen machte ich mich dann auf den Weg zu einem kleinen Imbiss und bestellte mir zum Mittag einen Burger. Danach musste ich auch schon zum Bus. Ich verabschiedete mich von meinem Zimmergenossen, kaufte noch kurz ein und machte mich auf den Weg zum Busterminal. Nach sechs Stunden erreichten wir die Grenze. Zweimal mussten wir alle aussteigen, einer nach dem anderen durch eine Passkontrolle und konnten dann wieder zurück in den Bus. Jetzt waren wir offiziell in Montenegro. Als wir Kotor erreichten war es bereits halb elf. Mein Hostel – das sagte zumindest Google Maps – lag eineinhalb Stunden Fußmarsch entfernt. Etwas überrascht – stand da nicht „im Stadtzentrum“? – blieb mir nichts anderes übrig als mich auf den Weg zu machen. Als ich kurz vor Mitternacht vollkommen Schlaftrunken das angebliche Hostel erreichte, wurde ich jedoch enttäuscht. Das hier war nicht mein Hostel. Dennoch wurde ich freundlich aufgenommen: Man gab mir das WLAN Passwort und brachte mir, nachdem ich die Frage, ob ich ein Glas Wasser wolle, bejaht hatte, ein Glas Bier. Schlafen konnte ich hier jedoch nicht. Das eigentliche Hostel lag im Stadtzentrum nicht weit entfernt vom Busbahnhof. Na super! Diesmal nahm ich ein Taxi. Gegen ein Uhr erreichte ich also das Hostel. Die Rezeption war abgeschlossen. Ich versuchte per Telefon jemanden zu erreichen – erfolglos. Die Eingangstür war offen, doch die Zimmertüren waren alle zu. Ich ging ins Obergeschoss und fand dort eine offene Tür: Ein Raum mit zwei Betten, an den Wänden überall bunte Kinderhände – das war definitiv nicht mein Schlafsaal. Von der Müdigkeit gezeichnet legte ich mich dennoch in eines der Betten und schlief ein.
Dienstag 22.08.2023 – Zwischen Internet, Strand und Bier
Am nächsten morgen packte ich meine Sachen und verschwand wieder aus dem Hostel. Noch immer war niemand anzutreffen. Als Erstes ging es zum Strand. Nach einer kurzen Abkühlung machte ich mich auf den Weg in die Altstadt. Nachdem man eine Stadtmauer passiert hatte, folgte ein Labyrinth aus hunderten kleinen Gassen. Einige Zeit lief ich zwischen den Geschäften, Restaurants und Bars hin und her und verlor dabei komplett den Überblick. Da Montenegro EU-Ausland ist, hatte ich hier kein Netz. Ich begann also nach öffentlichen WLAN zu suchen. Nach einiger Zeit fand ich eine Stelle, an der man das Signal einer benachbarten Bar empfangen konnte. Ich prägte mir die Karte ein und verließ die Altstadt wieder. Zum Mittag ging ich in eine kleine Dönerbude. Neben riesigen Burgern für fünf Euro gab es hier auch WLAN und Steckdosen – ich verbrachte dort also etwas mehr Zeit. Danach wollte ich zum „Natural Beach“. Anders als der Strand an dem ich heute morgen war sollte es hier weniger Sonnenliegen und Touristen geben. Ich fand einen letzten Platz im Schatten eines Baumes. Ein Mann der sich dort ebenfalls niedergelassen hatte beäugte interessiert meinen Rucksack und begann dann sich mit mir zu unterhalten. Er lebte in Montenegro und arbeite als Fahrer für Touristen und sprach erst seit wenigen Monaten – dafür aber sehr gut – Englisch. Nachdem wir schwimmen waren, gab er mir noch ein Bier aus, bevor er seine nächste Fahrt antreten musste. Ich lief noch ein bisschen durch die Stadt – von Hotspot zu Hotspot – bevor ich mich auf den Weg zum Busterminal machte. Nach Bosnien & Herzegowina hatte ich einen Nachtbus gebucht – so sparte ich mir eine Nacht im Hostel. Eine gute Stunde lang wurde ich noch von Mücken zerstochen, bevor der Bus kam. Es dauerte lange bis ich eine Position gefunden hatte in der man annähernd schmerzfrei schlafen konnte. Gerade als ich eingenickt war, weckte ich mich der Busfahrer – es war zwei Uhr, wir waren an der Grenze. Wieder hieß es: Zweimal aussteigen, warten, Stempel kassieren und wieder einsteigen. Zurück im Bus versuchte ich mehr oder weniger erfolgreich – meine Schlafposition wiederherzustellen.
Mittwoch 23.08.2023 – Und wenn alle von der Brücke springen, springst du auch?
Um sechs Uhr morgens erreichte unser Bus den kleinen Ort Mostar. Auf dem Weg zum Hostel kam ich an einem Bäcker vorbei – erstmal frühstücken – und durfte schon dabei feststellen, wie günstig es hier doch war. Einchecken konnte ich zwar erst um 14.00 Uhr, doch ich wollte mich schonmal meines Rucksacks entledigen. Dann machte ich mich auf ins Stadtzentrum. Montenegro hat eigentlich nur eine Sehenswürdigkeit – eine alte Steinbrücke im Zentrum der Stadt. Sofort gefiel es mir hier. Rund um die Brücke fanden sich sämtliche Restaurants und Touristenshops. Am Ufer des Flusses gab es eine Strandbar mit unzähligen Liegestühlen. Ein Wasserfall plätscherte in perfekter Duschhöhe die Steine entlang in den Fluss. Auf der gegenüberliegenden Seite entdeckte ich eine Aussichtsplattform, von der man einen perfekten Blick auf die Brücke haben müsste. Ich suchte also nach einem Weg dort hin zu gelangen. Als die Plattform erreicht hatte musste ich jedoch feststellen das es sich bei der vermeintlichen Aussichtsplattform nicht um einen Fotopunkt sondern um einen Sprungturm handelte. Von zwei Plattformen aus ging es wahlweise sieben oder zwölf Meter nach unten in den kalten strömenden Fluss. Da ich jedoch niemand anderen sah, wagte ich es nicht, zu springen, sondern machte mich auf den Weg in die Strandbar. Nachdem ich dort einige Stunden im Liegestuhl gelegen hatte, hatte ich tatsächlich auch die ersten Leute von dem Turm springen sehen. Selbst von der 27 Meter hohen Brücke sprang immer mal wieder jemand runter in die Fluten. Mein Ehrgeiz war geweckt. Ich zog meine Badehose an, lief zu der Plattform, kletterte auf die sechs Meter Ebene und guckte nach unten. Fuck, ist das hoch! Im Minutentakt kamen Motorbote den Fluss entlang. Die Strömung war deutlich sichtbar sehr stark und erzeugte sogar kleine Strudel zwischen den Felsen. Meine Knie zitterten. Ein paar Mal atmete ich tief durch, dann sprang ich. Das Wasser war – anders als das in Kroatien – eiskalt. Kaum war ich wieder aufgetaucht, schon hatte mich die Strömung ergriffen und zog mich flussabwärts. Ich legte mich ins Zeug und griff nach einem Stahlseil, das an der Felskante befestigt war. Als ich rausgeklettert war guckte ich den anderen zu. Und dann sprang auch ich ein paar weitere Male. Zwischenzeitlich tauchte eine Drohne auf. Ich verdeutlichte dem Piloten, dass er mich filmen solle und sprang. Neben mir tauchte ein junger Mann auf, der – genauso wie ich – skeptisch die zwölf Meter Plattform anguckte. Ich erzählte ihm, dass auch ich noch zweifelte, ob ich dort runterspringen würde. Ich schlug ihm einen Deal vor: Wenn er vor mir springt, würde ich auch springen. Keine fünf Minuten später stand ich also auf der zwölf Meter Plattform. „Was machst du hier, Felix?“. Einige Minuten stand ich am ganzen Körper zitternd auf dem Brett. Von hier oben sah das deutlich höher aus als gedacht. „Wird schon schiefgehen“ – Ich gab mir einen Ruck und sprang. Den restlichen Tag wanderte ich – die günstigen Preise genießend – von einem Streetfood-Stand zum Nächsten durch die Innenstadt. Am Abend telefonierte ich dann noch mit meiner Familie. Es war schon ein bisschen besonders – meine Eltern zuhause, meine Schwester auf einem Seminar in Süddeutschland und ich in Bosnien & Herzegowina – was moderne Technik alles möglich macht.
Donnerstag 24.08.2023 – Leben im Paradies
Nachdem meine letzte Nacht im Bus nicht all zu erholend gewesen war, genoss ich es sehr ausschlafen zu können. Als ich mich irgendwann doch aufraffte, begann ich mir erstmal Frühstück zu machen – Müsli. Aufgrund der niedrigen Preise hatte ich es am Vortag sogar mit meinem Gewissen vereinbaren können die sonst vollkommen überteuerten Nougat Bits zu kaufen. Dann ging es erstmal wieder zum Strand – oder besser gesagt zu Strandbar. Ich kaufte mir eine Cola um zu rechtfertigen, dass ich mir ein Liegestuhl nahm und döste einige Stunden vor mich hin. Da es sonst in Mostar nicht viel zu sehen gab, begab ich mich zurück ins Hostel und erledigte ein paar ToDos: Ich plante Termine für meine – doch recht kurze Zeit – zurück in Deutschland, schrieb ein paar Mails und Blogeinträge und bestellte ein paar Dinge – unter anderem auch neue Schuhe, denn meinen hatten die Dolomitenüberquerung nicht wirklich gut vertragen. In der kleinen Küche des Hostels kochte ich mir Nudeln mit Soße. Die Anleitung auf der Knoor-Tüte war jedoch nur in kroatisch und so vermengte ich den Tüteninhalt einfach mit Milch anstatt mit Wasser, Sahne und Käse- naja, schmeckte dennoch allemal besser als Nudel mit Ketchup. Am späten Nachmittag machte ich mich nochmal auf Richtung Brücke und noch ein paar mal von dem Turm zu springen. Die Strömung war noch stärker als zuvor. Wenn man auf die andere Seite schwimmen wollte, musste man gute 50 Meter weit das Ufer herauflaufen, um dann – bei maximaler Schwimmleistung – annähernd eine Chance zu haben, dort rauszukommen, wo man hinwollte. Anstrengend, aber auch mal eine coole Erfahrung. Nachdem ich mir zum Abendessen die restlichen Nudeln machte, war meine Milch alle. Also lief ich noch einmal in die Innenstadt, kaufte einen Liter Milch für mein morgendliches Müsli und nutzte die Chance um mir die Altstadt und die Brücke noch einmal im Dunkeln anzugucken.
Freitag 25.08.2023 – Komplett am Ar***
Als ich am nächsten morgen aufwachte, fühlte ich mich gar nicht gut. Mir war schlecht und ich hatte kaum Energie. Dennoch raffte ich mich auf zu duschen und meine Sachen zusammenzupacken – bis um zehn müsste ich ausgecheckt haben. Das kostete so viel Kraft, dass ich mich direkt wieder ins Bett legte. Ich blieb dort liegen bis der Hostelbesitzer reinkam und mir sagte, dass er das Bett jetzt für den nächsten Gast beziehen müsse. Erschöpft machte ich mich mit meinem Rucksack auf Richtung Strand, kaufte mir ein Wasser an der Strandbar und ließ mich in einem der Liegestühle nieder. Drei Stunden blieb ich dort sitzen. Und regte mich – abgesehen davon, dass ich den Liegestuhl zweimal wieder in den Schatten rückte – nicht das kleinste bisschen. Dann wollte ich was Essen – nichts essen ist ja auch keine Option. Ich ging in ein Restaurant und bestellte mir eine Pommes. Im Schneckentempo aß ich eine Pommes nach der nächsten. Ich schaffte vielleicht zehn Stück, dann war mein Appetit endgültig weg. Ermüdet legte ich mich auf die Bank auf der ich saß. Als ich eine knappe Stunde später aufwachte, bat mich einer der Kellner mich hinzusetzten: Es solle ja nicht so aussehen als ob ich schliefe. Ich hatte nun wieder etwas Energie und so schleppte ich mich tatsächlich eine Stunde zu Fuß zum Busterminal, anstatt mir ein Taxi zu rufen. Im Bus angekommen verzog ich mich in die hinterste Reihe, legte mich quer über drei Sitze und döste- so gut es ging – vor mich hin. Als der Bus gegen 22.00 Uhr Split erreichte machte ich mich auf direktem Weg in das mir schon bekannte Hostel und verschwand in meinem Bett.
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