Montag 10.11.2025
Noch etwas verschlafen drücke ich, dankbar, dass meine Schülerin ihre morgendliche Nachhilfestunde gerade um eine halbe Stunde nach hinten verlegt hatte, auf die Snooze-Taste meines Weckers. Meine Nacht war alles andere als großartig gewesen, es schien, als ob mich nun dieselben Dinge überkamen, die Stefan vor zwei Tagen geplagt hatte – immerhin war ich nun zurück in der Zivilisation und hatte ein gemütliches Bett und eine richtige Toilette. Im Laufe des Vormittags warten vier Nachhilfestunden auf mich. Stefan schneidet derweil an einem Video. Um 13 Uhr verlassen Stefan und ich zum ersten Mal an diesem Tag unser Zimmer, gehen auf dem Markt Obst besorgen und kaufen anschließend in einem kleinen Hofladen am Rande der Stadt frischen lokalen Joghurt. Zurück im Hotelzimmer machen wir daraus einen ordentlichen Obstsalat – ein Festmahl! Unglaublich lecker, aber nicht das Beste für meinen eh schon grummelnden Magen. Ich gebe noch eine weitere Nachhilfestunde und telefoniere dann mit meiner Familie. In Anbetracht dessen, dass ich mich nicht sonderlich gut fühlte, bleibe ich auch den restlichen Nachmittag über im Bett liegen und erhole mich.
Dienstag 11.11.2025
Heute geht es schon um sechs Uhr mit den Nachhilfestunden los. Ich arbeite bis zum Mittag sechs Stunden ohne Pause durch. Zum Mittag gehen Stefan und ich – nachdem wir enttäuscht feststellen mussten, dass der Hofladen, bei dem wir gestern den Joghurt gekauft hatten, heute geschlossen ist – in einem Chifa-Restaurant essen. Chifa, das ist eine hierzulande weit verbreitete Fusion aus der peruanischen und der chinesischen Küche. Für mich ist es vor allem eine willkommene geschmackliche Abwechslung, nachdem es – gefühlt – seit Bolivien in allen Restaurants immer nur die gleichen fünf Gerichte gibt. Am Nachmittag tippe ich noch ein wenig an meinem nächsten Blogpost, mit dem ich, der fünftägigen Wanderung letzte Woche wegen, mal wieder ziemlich spät dran bin. Nachdem der Blog online ist, belohne ich mich mit der ersten Folge der vergangene Woche gestarteten dritten Staffel von Manhunt.
Mittwoch 12.11.2025
Mit „nur“ vier Nachhilfestunden war es heute relativ ruhig. Auch mein Krankheitsgefühl verschwand langsam – so können wir uns zum Mittag mit gutem Gewissen einen weiteren Obstsalat gönnen 😉. Da Stefan mit seinem Videoschnitt noch nicht ganz fertig war und ich morgen, statt der ursprünglich geplanten einen Nachhilfestunde, nun spontan vier Stück geben sollte, entscheiden wir uns noch eine weitere Nacht in dem Hotelzimmer zu bleiben. Den Nachmittag über beginne ich den nächsten Blogpost schreiben, damit dieser mal wieder pünktlich online gehen konnte. Zwischendurch sorge ich ab und zu mit einer Manhunt-Folge für Abwechslung – am Ende des Tages habe ich nicht nur den Blog bereits zu 2/3 fertig, sondern auch alle zu dem Zeitpunkt veröffentlichten Folgen durchgesehen.
Donnerstag 13.11.2025
Am Morgen packe ich schonmal meinen Rucksack, bevor ich dann für vier Stunden noch einmal in die Welt der Zahlen abtauche. Nachdem ich meinen Laptop schließlich zugeklappt habe, setzen Stefan und ich uns auf die Dachterrasse und kochen uns Nudeln mit Thunfisch. Weder er noch ich waren sonderlich motiviert uns gleich auf den Weg zu machen und so überlegen wir, während die Nudeln kochen, ob wir noch eine Nacht länger bleiben sollten – doch nach drei Tagen, die wir rumgegammelt haben, war es ehrlich gesagt an der Zeit wieder weiterzureisen. Ich bin der erste von uns, dem es gelingt seinen inneren Schweinehund zu überwinden, verabschiede mich von Stefan – wir würden uns vermutlich in Panama oder Französisch-Polynesien wiedersehen – und verlasse das Hotelzimmer, in dem seine Sachen noch chaotisch verteilt liegen. Relativ schnell gelingt es mir einen Lift nach Abancay zu finden. Während wir dorthin fahren, öffnet der Himmel seine Schleusen und es beginnt wie aus Eimern zu schütten. Mein Fahrer lässt mich direkt am Ortseingang von Abancay raus – so verbringe ich die letzten zwei Stunden, bis Sonnenuntergang damit auf die andere Seite der Stadt zu laufen. Gerade als ich kurz vorm Ortsausgang bin und es zu dämmern beginnt, hält ein leerer Autotransporter neben mir. Er würde noch ein paar Stunden in die Nacht reinfahren, dann zum Schlafen irgendwo halten und morgen schließlich ins 460 Kilometer entfernte Nazca fahren. Jackpot!
Freitag 14.11.2025
Um viertel vor drei klingelt mein Wecker, ich krabble aus meinem warmen Schlafsack und beginne mein Zelt abzubauen. Meine Erfahrung mit dem Timing von LKW-Fahrern war nicht die beste, doch mein Fahrer hält sein Wort. Pünktlich um drei geht das Licht in der Kabine an und zehn Minuten später rollen wir los. Vor Kälte bibbernd sitze ich auf dem Beifahrersitz bis um halb sechs irgendwann die Sonne aufgeht und ein wenig Wärme mit sich bringt. Die Straße führt in Kurven durch eine steppenähnliche Berglandschaft. Abancay liegt auf 2377 Metern, unser Ziel Nazca nur noch auf etwas mehr als 500 Metern. Je näher wir der Küste kommen, desto heißer und trockener wird es. Gegen Mittag erreichen wir Nazca, wo es endlich etwas zu Essen gibt. Jeder, dem ich in Nazca erzähle, dass ich Deutscher bin, fängt unmittelbar an von Maria Reiche zu reden. Die deutsche Lehrerin und Archäologin, hatte einen bedeutende Rolle bei der Erforschung der Nazca-Linien, riesiger mysteriöser Geoglyphen in der Wüste rund um Nazca, gespielt. (Vor drei Monaten lief ein Spielfilm in den deutschen Kinos, der die Geschichte dieser Frau erzählt – sicherlich spannend anzusehen!) Wenig später sitze ich in einem Auto nach Ica und kann mir auf der Fahrt ein eigenes Bild der geheimnisvollen Linien auf dem Wüstenboden machen – auch wenn man ohne einen Helikopter oder eine Drohne, die Bilder, die die Linien ergeben nicht erkennen kann. Am späten Nachmittag komme ich in Ica an. Die Provinzhauptstadt liegt inmitten der Wüste und direkt neben ihr befindet sich eine kleine von großen Sanddünen umgebene Oase. Zu Fuß laufe ich von der Kreuzung, an der man mich herausgelassen hatte, in Richtung der Dünen, entscheide mich aber, die unglaublich touristische Oase erst morgen zu erkunden und für heute erstmal mein Zelt am Rande der Sanddünen aufzuschlagen.
Samstag 15.11.2025
Die laute Musik der umliegenden Nachtclubs weckt mich in den frühen Morgenstunden. Nebel liegt über den Dünen. Ich schlummere noch einige Stunden vor mich hin, bis ich um neun dann schließlich aufstehe. Zum Frühstück hole ich mir im Supermarkt ein paar Brötchen und mache mich dann auf den Weg in die Oase – schon nach wenigen hundert Metern taucht sie auf: Eine kleine Lagune in der Mitte, darum Palmen und eine U-förmige Straße mit Hotels, Restaurants und Tour-Agenturen, die Buggy-Fahrten & Sandboarding-Touren anbieten. Ich schaffe es nicht weit, bis mich ein erster Mann anspricht, in seiner Hand eine Mappe mit Bildern, und mir erzählt, was für Touren ich machen könne. Normalerweise wimmle ich solche Leute immer direkt ab, doch ich war tatsächlich auf der Suche nach einer Tour. Relativ schnell komme ich mit dem Straßenhändler überein und er bringt mich zu der Agentur, zu der ich eh gerade gehen wollte. Im Gegensatz zu den meisten anderen Touranbietern, bot dieser nicht nur ein einfaches Brett als Sandboard, sondern richtige Wintersportausrüstung an. Ich probiere schonmal mein Equipment an, sitze anschließend ein wenig an der Lagune und verlasse die Oase zum Mittagessen noch einmal, bevor ich pünktlich um 14:30 Uhr wieder bei Tour-Agency bin. Mit einem Dünenbuggy fahren wir in die Wüste hinein und stoppen schließlich oben auf einer der Dünen. Ich ziehe mir meine Skistiefel an, wachse die Skier, dann geht es die Düne runter. Die Skier verhalten sich dabei recht ähnlich wie im Schnee. Nur sind die Dünen natürlich deutlich niedriger, als die Berge in einem Skigebiet und so ist jede Abfahrt ein kurzer Spaß. Unten angekommen holt uns der Buggy wieder ab und bringt und auf die nächste Düne. Eine Handvoll Mal wiederholen wir das Prozedere, die Dünen werden dabei immer ein wenig höher und steiler. Viel zu früh neigt sich der Tag dem Ende und wir fahren auf eine Düne mit guter Aussicht und genießen dort die letzten Sonnenstrahlen, die wenig später hinterm Horizont verschwinden. Auf dem Rückweg nehmen wir noch eine letzte Abfahrt mit, bevor wir zur Oase zurückkehren. Ich gehe noch in einem der touristischen Restaurants essen, laufe dann wieder zu meinen gestiegen Schlafplatz am Rande der Dünenfeldes und baue dort erneut mein Zelt auf.
Sonntag 16.11.2025
Für ein paar letzte Stunden genieße ich die Ruhe der Wüste, laufe dann in Richtung des Zentrums von Ica, kaufe mir im Supermarkt etwas zum Frühstück und positioniere mich an der Panamericana. Der Stadtverkehr ist hier noch recht dicht, doch in Peru ignorieren einen Taxis und Collectivos weitestgehend, wenn man mit ausgestrecktem Daumen an der Straße steht – daher erhoffe ich mir dennoch Chancen. Nachdem ich nach einer erfolglosen halben Stunde langsam resigniere, kommt ein Mann zu mir gelaufen und drückt mir zwei Papiertüten mit Essen in die Hand. Ich schaffe es kaum, mir anzugucken, was in den Tüten drin ist, da zieht auch schon ein Lastwagen auf den Seitenstreifen und hält. Als ich die Beifahrertür öffnen möchte, gestikuliert mir der Fahrer des 40 Tonners, dass ich nicht vorne einsteigen, sondern auf die Ladefläche klettern solle – eine an der Panamericana eine scheinbar recht übliche Praxis, die ich in den nächsten Wochen noch deutlich öfter erleben würde. Auf einigen Planen sitzend und mich unter einen Spanngurt klemmend, geht die wilde Fahrt los. Nach anderthalb Stunden Fahrt springe ich an einer Kreuzung wieder ab und nehme für letzten zehn Kilometer nach Paracas ein Collectivo. Der kleine Küstenort Paracas, der neben dem gleichnamigen Naturreservat liegt, ist unglaublich touristisch. Ich checke direkt nach meiner Ankunft in ein großes Backpacker-Hostel ein und telefoniere dann erstmal mit meinen Eltern. Am Abend erkunde ich ein wenig die Strandpromenade, entlang derer sich Restaurants und Souvenir-Geschäfte reihen.























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